Ausgabe 05/2018
Dann eben ein Ultimatum
Die Jenaer Beschäftigten an der Uni-Klinik gehen in die Öffentlichkeit und werben um Verständnis
„Wer möchte unter diesen Bedingungen überhaupt arbeiten? Keine geregelten Pausen, unvergütete Überstunden, ohne Freizeitausgleich, in drei Schichten, sieben Tage die Woche, mit nur so viel Zeit für die Patienten, dass gerade noch das Nötigste gemacht werden kann“, sagt Krankenpfleger Raik. Nicht einmal fünf Minuten seien drin, um auch einmal Trost zu spenden. Raik arbeitet auf der Station IMC 1 der Universitätsklinik Jena und engagiert sich mit 18 Kolleg/innen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal. Um das zu erreichen, haben sie der Stations- und Klinikleitung ein Ultimatum gestellt: Ab 1. Oktober 2018 muss ein Pfleger auf vier Patienten kommen. Entweder durch Zuführung von acht Pflegefachkräften in Vollzeit oder durch Bettenschließung.
Sollte das nicht erfüllt werden, soll folgendes geschehen: Die Kolleg/innen nehmen konsequent ihre Pause, kommen nicht mehr aus dem Frei, nehmen alle 14 Tage mindestens zwei Tage frei und akzeptieren keine Überplanung mehr im Dienstplan. Damit stellen sie keine überzogenen Forderungen, sondern verlangen nur das, was ihnen laut tariflichen und arbeitsvertraglichen Vereinbarungen seit 2012 schon zusteht.
Die IMC 1 ist eine Station zwischen Intensivpflege und Normalstation. Zum Zeitpunkt ihrer Gründung war ein Pflegeverhältnis von eins zu vier beschlossen worden. Doch davon ist die Station mit eins zu sechs oder auch oft eins zu sieben weit entfernt. Für das Pflegepersonal bedeutet das Stress und eine hohe Belastung – bis an die Leistungsgrenze heran. Das ist nicht gesund, weder für das Personal noch für die Patienten. Hinzu kommt, dass Stations- und Klinikleitung Druck auf einzelne Mitarbeiter/innen ausüben und zeitweise überhaupt keine Kommunikation mehr stattfindet. So entstand viel Unsicherheit bei den Beschäftigten. Es gab Ängste vor Kündigungen, Strafversetzungen oder Benachteiligungen in der Dienstplanung. Raik und seine Kolleg/innen haben deshalb ein 24-Stunden-Netzwerk gebildet, um sich gegenseitig bei Problemen zu unterstützen. Zu Gesprächen mit Vorgesetzten nehmen sie inzwischen grundsätzlich Vertreter des Personalrats mit.
Raik fordert die Beschäftigten in der Pflege auf: „Lasst uns gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen!“ Wenn der Beruf wieder attraktiver sei, kämen auch Aussteiger zurück. Gemeinsam mit anderen Häusern könne man die Politik in die Knie zu zwingen. Dazu müsse man aber aktiv werden. Anfang Juli hat nun der Vorstand der Uniklinik den Beschäftigten für den 7. September ein Gesprächsangebot unterbreitet.