Ausstellung

Ignacio Uriarte: Verwaltungstakte

Der Künstler selbst nennt seine Werke „konzeptuelle Bürokunst“. Und damit ist nicht gemeint, man solle sich seine Arbeiten ins Büro hängen oder stellen. Denn Aktenordner, Büroklammern, Papier, Textmarker und anderes Büromaterial gibt es dort schon ausreichend. Da braucht es nicht noch präzise aneinander gereihte Aktenordner oder in Form und Muster gebrachte karierte und linierte Blätter, um den Geist einfach mal abschweifen und sich entspannen zu lassen. Aber eine geradezu meditative Wirkung haben die Werke von Ignacio Uriarte, der nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre viele Jahre in Verwaltungen gearbeitet hat. Er konzipiert aus seinem frühreren Arbeitsmaterial anziehende, mal eher geometrische, mal mehr rythmische Installationen, Zeichnungen oder auch Video- und Tonstrecken, die durch ein immer gleiches Prinzip oder Muster, wie bei einer Zahlenkette, bestechen. Eine Ausstellung zum Abschalten, nicht nur vom Büroalltag. Petra Welzel

KUNSTMUSEUM REUTLINGEN, SPENDHAUSSTR. 3, DI–SA 11–17, DO 11–19, SO 11–18 UHR, BIS 10. NOVEMBER


Turner: Das Meer und die Alpen

Nach dem britischen Maler J.M.W. Turner ist der heute wichtigste Kunstpreis Englands für zeitgenössiche Kunst benannt, den die Tate Gallery jährlich vergibt. Dem Namensgeber hat die Galerie in ihrem ersten Gebäude einen ganzen Flügel eingeräumt, in den bis heute Fans seiner scheinbar verwischten Gemälde von Naturgewalten in Massen strömen. Im Kunstmuseum Luzern sind derzeit Werke Turners zu sehen, die er dort am Vierwaldstättersee skizziert und auf Leinwand gebracht hat. Die Bergmassive rund um den See, der sich wie ein kleines Meer durch sie windet, boten Turner Mitte des 19. Jahrhunderts spektakuläre Motive für seine Bilder, die oft vom Spiel des Lichts und dramatischen Wolken leben. In Luzern hat man die Gelegenheit, seine Motive gleich vor den Toren des Museums mit dem eigenen Blick abzugleichen. Eine einmalige Gelegenheit. Petra Welzel

KUNSTMUSEUM LUZERN, EUROPAPLATZ 1, DI–SO 10–19 UHR, BIS 13. OKTOBER


Licht Luft Scheiße: Perspektiven auf Ökologie und Moderne

Zugegeben, der Titel dieser Ausstellung, die sich in Berlin auf zwei Häuser verteilt, klingt zunächst nach Punk oder Anarchie und vor allem nicht unbedingt einladend. Tatsächlich verstecken sich hinter dem Titel zahlreiche Künstler*innen, die sich in ihren Arbeiten mit Begriffen wie Nachhaltigkeit, Ökologie, alternatives Leben oder Biosphäre und ihrer Bedeutung im letzten Jahrhundert und in der Gegenwart auseinandersetzen. So stehen im Botanischen Museum alte Zeichnungen von Mikroben im Erdreich moderne Installationen gegenüber, die etwa das Thema Plastik aufgreifen, mit dem wir unsere Erde immer mehr zumüllen. In der „neuen gesellschaft für bildende kunst“, ngbk, stehen unter anderem Selbstversorger-Experimente im Fokus. Eine Ausstellung, die die Debatte um den Klimawandel wörtlich bei den Wurzeln packt. Petra Welzel

BOTANISCHES MUSEUM BERLIN, KÖNIGIN-LUISE-STR. 6–8, TGL. 9–19 UHR, UND NGBK, ORANIENSTR. 25, TGL. 12–18 UHR, FR 12–20 UHR, BIS 27. OKTOBER