Steine sind ja bekanntlich keine Argumente. Doch die Argumente, die ich vor 30 Jahren ins Redemanuskript der Vorsitzenden der damals zweitgrößten Gewerkschaft der Bundesrepublik Deutschland geschrieben habe, fühlten sich oft an wie Steine – mal aus der Schottergrube gebrochen, mal nur auf den Haufen zu den anderen geworfen. Stets packte Monika meine Entwürfe in ihre voluminösen Aktentaschen, zerpflückte sie übers Wochenende zuhause und kam dann montags munter zurück ins Büro mit etwas Neuem, das nochmal sauber geschrieben und mit dem Prädikat „Redetext“ geadelt wurde. Wenn davon ein Viertel noch von mir stammte, war ich schon ziemlich gut. Besonders gerupft erschienen mir meine Vorschläge, wenn ich vom Thema überhaupt keine Ahnung hatte – und zuvor auch nicht mit ihr darüber sprechen konnte. Den Zenit meiner Karriere als Redenschreiber indes erklomm ich am 1. Mai 1989 in Karlsruhe: 75 Prozent meines Textes zur Mairede übernommen und vom Publikum zwischendurch frenetisch gefeiert! Noch im gleichen Jahr kehrte ich zurück in den Schoß der Redaktion meiner Gewerkschaft ÖTV – und war dort wieder Herr meiner eigenen Worte. hms