ver.di Publik 5_2019

Gegen Wohnungs- und Bodenspekulation einzutreten, ist selbstverständlich richtig. Aber ich fürchte, der im Leitartikel dargestellte „Häuserkampf“ ist eher ein hilfloses Herumkurieren an Symptomen. Letztlich glaubt man dabei immer noch an die segensreiche Wirkung von mehr Bauen. Die Forderung nach „mehr Bauen“ und nach „sozialem Bauen“ wird aber in Boomzentren wie München, Stuttgart oder Frankfurt nicht viel helfen. Wenn beispielsweise München weiterhin jährlich um mehr als 20.000 neue Bürger*innen (und 10.000 neue Autos) wächst, lassen sich weder die dafür notwendigen Infrastrukturen noch ausreichend neue Wohnungen schaffen – schon alleine deshalb nicht, weil niemand das notwendige Bauland herbeizaubern kann. Der Wohnungsbau wird immer hinterherhinken und da können dann auch Mietpreisbremsen und Forderungen nach einem „Menschenrecht auf Wohnen“ wenig ausrichten. Was überhitzte Metropolen stattdessen bräuchten, wäre eine Boom- und Wachstumsbremse!

Während einige Großstädte Mietpreisrekorde aufstellen, gibt es in anderen Städten und Regionen Deutschlands rund zwei Millionen leerstehende Wohnungen und immer noch massive Abwanderung (siehe Regionalbericht der Bundesregierung). Deutschland driftet regional auseinander. Hauptsächlich deshalb, weil Firmen und Konzerne ihre Investitionen aus Profitgründen auf einige wenige Wachstumsregionen konzentrieren. Immer mehr Menschen werden dadurch gezwungen, der Arbeit nachzuziehen, ob sie wollen oder nicht. Statt überhitzende Metropolen weiter zu verdichten und zuzubetonieren, ginge es also darum, mit aktiver Regionalpolitik die Arbeit zu den Menschen und nicht die Menschen zur Arbeit zu bringen. Ein erster Schritt und ein erster Mosaikstein einer solchen Regionalpolitik könnte es doch sein, einmal Konzepte für eine Wachstumsbremse und für Wachstumsgrenzen in Regionen mit schädlichem Wachstum zu erarbeiten – und öffentlich die Diskussion darüber zu führen. Wie wäre es, wenn ver.di so etwas anregen und initiieren würde, statt sich in den Sackgassen der „Wohnungspolitik“ zu verlaufen?

Roland C. Pauli, per E-Mail


Hintergrund „Wohnungen statt Holzkisten“

ver.di Publik 5_2019

Mit diesen fünf Forderungen kratzen Sie nur an der Oberfläche. So wie einst die Wohnungen an Blackrock und Co. verschachert wurden, genauso muss es auch wieder rückwärts gehen, sonst steigen die Mieten ins Uferlose. Die Frage ist nur: Welche Regierung, welche Partei ist willig und noch dazu mächtig genug, sich für die Bürger stark zu machen? Wie ernst die Parteien CDU, FDP, AfD und Bürgerfraktion die Sorgen und die Wut der Vonovia-Mieter genommen haben, war am 14.2.2019 im Stadtrat von Dresden zu erleben. Trotz großer Ankündigung und im Beisein extra angereister Vonovia-Mieter wurde die Diskussion über die Praktiken von Vonovia auf den nächsten Tag verschoben. Das war ein noch nie dagewesener Vorgang, dass ein beschlossener Tagesordnungspunkt ohne Begründung verschoben wurde. Thema nicht wichtig!

Hellmut Schilbach, Dresden


Meldung „Frieden entschlossen verteidigen“

ver.di Publik 5_2019

Zunächst ein Lob: Viele Artikel sind interessant und informativ, und auch die thematische Bandbreite ist groß. Geärgert habe ich mich, als ich in der neuesten Ausgabe versteckt auf S. 10 unten links einen 16-Zeiler zum Antikriegstag (immerhin 80. Jahrestag des Beginns des zweiten Weltkriegs!) „gefunden“ habe. Ich habe mich an die Rede von Frank Werneke auf der baden-württembergischen Landesdelegiertenkonferenz im März erinnert, wo er sinngemäß gesagt hat, es sei ein Fehler der vergangenen Jahre gewesen, dass das Thema Frieden und Abrüstung in den letzten Jahren von ver.di zu wenig behandelt worden sei, es müsse in Zukunft stärker gewichtet werden. Daraufhin hab’ ich nochmal die letzten drei Ausgaben von publik durchgeblättert – Fehlanzeige, in keiner der drei Ausgaben wird das Thema auch nur erwähnt. Bezeichnend leider auch: Im schriftlichen Geschäftsbericht an den Bundeskongress wird die Thematik in 16 Zeilen auf S. 48 unter der Überschrift „Gesellschaft mitgestalten“ als drittletzter von 22 Punkten abgehandelt – ich bin gespannt, ob die Behandlung der Anträge dazu wieder, wie beim letzten Kongress, der Zeitknappheit zum Opfer fallen wird! Angesichts der vielen Kriege weltweit, der verstärkten Aufrüstung (2 Prozent des Bruttosozialprodukts als Ziel), der Militarisierung der EU, der ständigen Truppenverlegungen der NATO an die Grenzen zu Russland, der Kündigung des INF-Vertrags, können und dürfen wir es uns nicht leisten, das Thema so „stiefmütterlich“ zu behandeln!

Norbert Heckl, Stuttgart

Echt niedlich, Ihr kleiner Artikel anlässlich des Jahrestages des Beginns des II. Weltkrieges, der sich dieses Jahr zum 80. Mal jährt. Da dieser Krieg doch das Bild besonders in Europa und auch auf der ganzen Welt gravierend verändert hat, auch was Politik und Grenzen angeht, fände ich es besser, wenn diesem Thema ein größerer Artikel gewidmet worden wäre. Zwar habe ich persönlich diesen Krieg, Gott sei Dank, nicht miterlebt, weiß aber aus Erzählungen meiner Eltern und meiner Großmutter (die übrigens wie viele Frauen durch diesen Krieg Witwe wurde), wie schlimm das alles gewesen sein muss. Viele junge Menschen sollten sich mal bewusst machen, was für ein Geschenk es ist, in Frieden leben zu dürfen, und das auch noch für so eine lange Zeit. Außerdem ist der Wohlstand, in dem wir heute leben, nicht selbstverständlich und hauptsächlich unseren Eltern und Großeltern zu verdanken.

Rita Thiele, Artlenburg


Interview „Und ja, das ist auch der Vorsitzende“

ver.di Publik 5_2019

Meine Bilanz des Vorsitzenden Bsirske sieht anders aus. Er hat die arbeitnehmerfeindliche, neoliberale Groko befürwortet, die den Reichen riesige Vermögenszuwächse und dem Volk Trostpflästerchen eingebracht hat. Die Groko hat nichts Bedeutendes getan gegen Sozialabbau, prekäre Arbeitsverhältnisse, menschenunwürdige Renten und Hartz IV. Sie rüstet militärisch auf, steht für Waffenexporte und Kriegstreiberei. So eine Politik muss aufs Schärfste von Gewerkschaften bekämpft und nicht befürwortet werden.

Werner Montel, Hattingen


Thema „Da rollt noch was“

ver.di Publik 5_2019

Liebe Redaktion, ich möchte Ihre gute Arbeit loben. Besonders positiv fiel mir der Artikel über die Elektroroller auf Seite 9 auf. Sehr gut und kritisch wird alles Relevante zum Thema zusammengefasst und dargestellt.

Die beste Analyse zu diesem Thema, die ich bis jetzt gelesen habe, die alle Aspekte enthält, die zur Beurteilung nötig sind. Sie bringen viele kritische Analysen mit sehr vielen Informationen, die man woanders nicht lesen kann! Das gilt auch für die Artikel „Wohnungen statt Holzkisten“ und „Lula und seine Richter“. Diese Artikel durchleuchten ein Thema wirklich, und geben das klare Bild, was man in sonstiger Berichterstattung oft nicht bekommt! Vielen Dank und, natürlich weiter so!

Manfred Bonson, per E-Mail

Es ist ungefähr sechzig Jahre her, da hatten wir als Kinder schon ähnliche Gefährte. Allerdings ohne Batterie und Elektroantrieb, sehr umweltfreundlich und durch die luftgefüllten Reifen auch mit einem gewissen Fahrkomfort. Mit einem Fußtritt konnte man das Ding in Bewegung setzen, ganz einfach. Abends wurde es dann in den Keller oder Hausflur gestellt, am nächsten Tag war es wieder einsatzbereit. Ohne Ladevorgänge für Batterien, ohne Stromverbrauch. Vielleicht können sich noch einige Leute daran erinnern, dieses Ding nannten wir Roller. Leider geht heute „einfach“ nicht, es muss wohl immer mit Technik verbunden, teuer und umweltschädlich sein.

Gerd Jurczok, per E-Mail


Filmkritik „Systemsprenger“

ver.di Publik 5_2019

Ich freue mich sehr, dass ihr in der aktuellen Ausgabe den Film Systemsprenger vorstellt. Schade, dass ihr nicht erwähnt, dass er den DGB-Filmpreis 2019 gewonnen hat.

Alle Infos zum DGB-Filmpreis auf www.niedersachsen.dgb.de.

Viele Grüße, Tina Kolbeck-Landau, Pressesprecherin DGB-Bezirk Niedersachsen/Bremen/Sachsen-Anhalt


Verwendung des Gendersternchens in ver.di Publik

Die Kritik in einigen Leserbriefen an der Verwendung des Gendersternchens verwundert mich, da ich sie schlicht nicht nachvollziehen kann.

Mir gefällt es sehr, dass in der publik auf eine passende Weise auf sprachliche Veränderungen reagiert wird. Den Lesefluss empfinde ich dabei als in keiner Weise eingeschränkt. Mit dem ähnlichen Argument könnten ja auch alle Fremdwörter, Apostrophe und sonstige (Satz-)Zeichen als störend weggelassen werden. Aber im Gegenteil, das „*“ weist eben noch einmal deutlich darauf hin, dass eben sämtliche mögliche Geschlechter in diesem oder jenem Artikel gemeint sind. Bezeichnend ist meines Erachtens, dass die Kritik meist von Männern vorgebracht wird, welche in der gewohnten schriftlichen Sprache natürlich immer angesprochen sind.

Jakob Heier, Hamburg

Bekanntlich haben wir seit Dezember 2018 das Gesetz zur dritten Option, das heißt, dass im Personenstand neben weiblich und männlich auch die Möglichkeit divers gewählt werden kann. Da Sprache – geschrieben und gesprochen – wesentlich für unsere Kommunikation ist, muss Sprache auch Realitäten abbilden können. Selbstverständlich muss das auch für die dritte Option gelten. Auch nichtbinäre Menschen müssen wertschätzend in der Sprache berücksichtigt werden. Am praktikabelsten ist aus meiner Sicht momentan der Gender-Gap oder auch das Gendersternchen, wobei das aber nur ein Zwischenschritt sein kann, denn damit haben wir noch lange keine Pronomen für nichtbinäre Menschen. Außerdem gibt es mittlerweile Studien, die belegen, dass bei der Verwendung des generischen Maskulinums (beispielsweise die in einem Leserbrief genannten Touristen in Kuba) eben oftmals nur an männliche Touristen und nicht an Touristinnen (und schon gar keine nichtbinären Tourist*innen) gedacht wird. Von der Verwendung des generischen Maskulinums rät deshalb mittlerweile auch die Duden-Redaktion ab.

Svetlana Linberg, Berlin

Gendersternchen bitte unbedingt beibehalten. Ein wichtiger, mutiger und konsequenter Schritt. Sprache lebt und entwickelt sich zusammen mit den gesellschaftlichen Verhältnissen. Das können auch Männer aushalten. Sie schaffen das auch noch im fortgeschrittenen Alter von z. B. 83 Jahren. Der weit überwiegende Teil der männlichen Lesenden in meinem sozialen Umfeld ist übrigens schwer angetan von der Vorstellung einer gerechteren Gesellschaft, die dies nicht nur in ihrem Sprachgebrauch widerspiegelt.

Johanna Kranzbühler, Lich


Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. ver.di publik Leserbriefe, 10112 Berlin, Fax 030/6956-3012, E-Mail: leserbriefe@verdi.de