Ausgabe 06/2019
Weniger Vorurteile durch Informationen
Marcus Drobny
Leipzig – In ver.di ist das Bewusstsein ausgeprägt, als Gewerkschaft nicht nur Verantwortung für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Betrieben und Dienststellen zu übernehmen, sondern auch aktiv gesellschaftlich für Demokratie einzustehen. Gemeinsam mit der ver.di GewerkschaftsPolitische Bildung (GPB) und der ver.di Jugend SAT wurde deshalb 2015 das Bildungskonzept „Fakten statt Populismus“ entwickelt. „Wir setzen auf Information und Bildung, um Stereotypen und Vorurteilen vorzubeugen und somit präventiv gegen jegliche Form der politischen Radikalisierung, des Rechtsextremismus, der Demokratie-Feindlichkeit oder gegen Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vorzugehen“, beschreibt Marcus Drobny das Projekt. Die Hauptzielgruppe: Auszubildende und junge Erwerbstätige. Vor Ort, in Betrieben und Dienststellen, werden Projekttage angeboten. Bei der Bundesagentur für Arbeit, der Universitätsklinik Leipzig sowie der Stadtverwaltung Chemnitz und Leipzig etwa sind diese mittlerweile etabliert, teilweise sogar fest im Ausbildungszyklus.
Mittlerweile wurden über 70 Multiplikator*innen qualifiziert, gemeinsam mit den Sozialpartnern über 160 Bildungsprojekttage abgehalten. Sie haben mehr als 2.100 Beschäftigte erreicht und zum Nachdenken über Politik und Gesellschaft angeregt. Getragen wird das Konzept von engagierten Ehrenamtlichen und qualifizierten Beschäftigten aus den jeweiligen Unternehmen und Institutionen. Für das kommende Jahr ist geplant, einen Anschlussworkshop und eine App zu entwickeln, um nah an der Zielgruppe zu bleiben und die erlernten Inhalte noch nachhaltiger zu gestalten.
In drei Schritten gehen die Teamerinnen und Teamer bei den Projekttagen vor, so Marcus Drobny über das methodische Herangehen: Zuerst werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Fluchtursachen, Fluchtwege sowie den Ablauf eines Asylverfahrens in der Bundesrepublik informiert. Dann werden sie in einem Rollenspiel sensibilisiert, welche Hürden und Privilegien verschiedene Menschen dabei erleben. „Im dritten und letzten Schritt stärken wir mit einem Argumentationstraining das Auftreten gegen menschenfeindliche Parolen im privaten und beruflichen Kontext“, sagt Drobny.
Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestätigen dem Projektteam, dass gerade durch die interaktiven Methoden Anregungen und Denkanstöße dazu gegeben werden, Vorurteile zu hinterfragen. Mit der Bundesagentur für Arbeit konnte eine Bundesbehörde für das Konzept gewonnen werden. Darauf sind die Teamerinnen und Teamer und die Projektkoordinatoren besonders stolz.
Marcus Drobny ist Projektkoordinator des Bildungsprojektes Fakten statt Populismus. Er ist zu erreichen im Volkshaus Leipzig, Karl-Liebknecht-Straße 30–32 in 04107 Leipzig, E-Mail fsp@verdi.de