Meine Ausbildung zum Großhandelskaufmann habe ich 1978 bei EDEKA in Balingen begonnen und war dort im Anschluss bis 1991 Fuhrparkdisponent. Seit 1991 arbeite ich in der Fliesenabteilung bei Kemmler, dem größten Baustoffhändler in Baden-Württemberg, in der Niederlassung in Balingen. Die ersten sechs Monate habe ich im Fliesen-Supermarkt gearbeitet und lernte, was man alles zur Fliesenverlegung benötigt und welche Unterschiede es bei den Fliesen überhaupt gibt. Da ich kein Handwerker bin und selbst mit Müh und Not einen Nagel kaum gerade in die Wand schlagen kann, war es für mich die ersten Jahre sehr schwer, mich mit handwerklichen Dingen auseinanderzusetzen. Nach einem halben Jahr kam ich an den eigentlich vorgesehenen Arbeitsplatz, die Auftragsabwicklung, Disposition und Angebotsbearbeitung. Computer waren damals noch Neuland, und ich war einer der ersten in der Handelsgruppe, der mit einem sogenannten PC arbeiten durfte. Das war für jemanden wie mich, der mehr an Technik interessiert ist, als am handwerklichen Geschick, ein Quantensprung. Bevor bei Kemmler Anfang der 2000er Jahre E-Mails und Internet flächendeckend eingesetzt wurden, hatte ich schon längst privat einen PC. Somit war die Umstellung für mich kein Problem. In den Folgejahren wurde meine ursprüngliche Arbeit mit Auftragsbearbeitung und Disposition immer weniger, dafür kamen neue Aufgaben wie zum Beispiel Beratung und Verkauf hinzu.

Die Kolleginnen und Kollegen sind klasse

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Seit 2002 ist Kemmler ohne Tarifbindung. Seither sind die Vergütungen, Löhne und Gehälter weit unter das Tarifniveau des Baustoff-Großhandels-Tarifvertrags gesunken. Außerdem wurde bei Neueinstellungen die wöchentliche Arbeitszeit erhöht und Tarifbestandteile wurden für Neue gestrichen, die noch für ältere Kolleginnen und Kollegen in der Nachwirkung weiter gelten. Je nach Einstellungsdatum haben wir eine Vielzahl an unterschiedlichen Arbeitsverträgen. Da hat vermutlich auch die Geschäftsführung keinen Durchblick mehr. Personal wurde in den vergangenen Jahren abgebaut. Arbeitsdruck und Ungerechtigkeiten haben zugenommen. 2001 haben sich Kolleginnen und Kollegen zusammengetan und einen Wahlvorstand für eine Betriebsratswahl gewählt. Seit 2001 bin ich für das Haus Balingen gewählter Betriebsratsvorsitzender. Von Herbst 2016 bis Sommer 2018 war ich Vorsitzender des neugegründeten Konzernbetriebsrats.

Die Kolleginnen und Kollegen bei Kemmler sind klasse. Wir halten zusammen. Alle helfen sich bei verschiedenen Problemen und finden ein freundliches Hallo, wenn man sich im Gang über den Weg läuft. Die Menschen im Betrieb sind das große Plus hier. Da setze ich mich als Betriebsrat gerne ein. In meiner Freizeit erhole ich mich beim Wandern, Radfahren oder Reisen von der Arbeit und hoffe, dass ich das noch lange machen kann, auch später im Ruhestand.

Protokoll: Marion Lühring; Foto:Chira Moro