Ausgabe 02/2020
Nach dem Streik flutschte die Tarifverhandlung
Es war ein kleines Beben in den sozialen Netzwerken: wackelige Handyfilme zeigten den ersten Streik in der Geschichte des Hessischen Rundfunks, kurz hr. Durch die legendäre Goldhalle zogen gut 250 Menschen in neongelben Westen und mit Trillerpfeifen, das Orchester spielte "Money, Money, Money" von Abba dazu. Das war am 3. Dezember vergangenen Jahres, unmittelbar vor der dritten Verhandlungsrunde im Sender. Beteiligt waren Beschäftigte aus Redaktion, Technik und Verwaltung. Dadurch gab es auch Sendeausfälle im Hörfunk. Mitglieder des hr-Sinfonie-Orchesters hatten vorzeitig die Proben verlassen, um sich dem Warnstreik anzuschließen. Die deutsche Orchestervereinigung ist beteiligt an der Tarifgemeinschaft im hr, zusammen mit dem Deutschen Journalistenverband und mit ver.di.
Der ver.di-Landesfachbereichsleiter Medien, Manfred Moos, bilanzierte: "Dafür, dass zum ersten Mal in der Geschichte des Hessischen Rundfunks gestreikt wurde, sind wir mit der Beteiligung hoch zufrieden." Der offizielle Facebook-Account des hr erwähnte diesen historischen Vorfall zwar nicht, dennoch muss er im Sender stark gewirkt haben. Denn in der vierten Verhandlungsrunde schlossen die Tarifparteien dann ab. Wieder ein Grund zur Zufriedenheit. Denn es gibt für die Festangestellten im hr im Gesamtvolumen 7,3 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 36 Monaten. Ab dem 1.1.20 steigt das Gehalt um 2,6 Prozent, ab dem 1.10.2020 um weitere 1,6 Prozent und ein Jahr später, ab dem 1.10.2021 nochmal um 2 Prozent. Es gibt zwei Einmalzahlungen, 650 Euro zum 1. Januar 2020 und zum 1. Januar 2021 nochmals 500 Euro. Auszubildende erhalten 120 und Volontär*innen 250 Euro. Der Familienzuschlag wird um 12 Euro auf 140 Euro erhöht. Außerdem konnten zwei zusätzliche freie Tage als Gesundheitstage vereinbart werden. An diesem Ergebnis orientiert sich auch der Tarifabschluss für die freien Mitarbeiter*innen, der Ende Januar erzielt wurde. UF
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