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Master Cheng

Pohjanjoki, ein abgelegener Flecken im finnischen Osten. Hier betreibt die geschiedene Sirkka ihr schlecht gehendes Restaurant. Ein Erbe ihrer Großmutter. "Heute ist Wursttag!" verkündet die Tafel der "Sirkka Bar". Für die Gäste des rustikalen Imbiss keine Überraschung. Denn schließlich ist hier immer Wursttag. Eines Tages stehen ein chinesischer Vater und sein kleiner Sohn in der Tür. Doch Cheng und Nunjo sind nicht wegen der Wurst gekommen. Meister Cheng sucht hier jenen finnischen Freund, der ihm einst in Shanghai sehr geholfen hat. Zu seiner großen Enttäuschung scheint niemand diesen ominösen Mann namens Fongtron zu kennen. Er findet ihn einfach nicht. Dafür aber Sirkka in ihm einen exzellenten Koch. Er verwöhnt nicht nur ihre chinesischen Touristen, sondern auch ihr anfangs skeptisches Stammpublikum. Auf die kränkelnden Männer im Ort wirken seine Gerichte wie Kräuter-Rentier auf asiatische Art sogar heilend. "Gutes Essen macht glücklich", weiß der bescheidene Küchenchef. Und die einsame Sirkka schätzt bald nicht nur seine asiatischen Köstlichkeiten. Die kulinarische Filmperle verbreitet lakonischen Humor, eine Prise Schwermut und heiteres Sommerfeeling. Luitgard Koch

Fin/ChN 2019, R: Mika Kaurismäki, D: Anna-Maija Tuokko, Chu Pak-hong, 114 Min., Kinostart: 30. Juli

Il Traditore: Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra

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Erzählt wird die wahre Geschichte von Tommaso Buscetta, dem sogenannten "Boss der zwei Welten". In den 1980er Jahren war er einer der ersten Mafia- Informanten auf Sizilien. Er trifft sich mit Richter Giovanni Falcone und bricht damit das Gelübde, das er einst für die Cosa Nostra ablegte. Seine Zeugenaussage hilft bei der Verurteilung hunderter Mafiosi. Chronologisch und nur von Flashbacks durchbrochen, schildert das fesselnde Doku-Drama Buscettas Wandel vom Gefolgsmann zum Kronzeugen. Anfang der 80er Jahre flieht er mit seiner Frau und den jüngeren Kindern nach Rio de Janeiro, um sie in Sicherheit zu bringen. Er hat genug von den brutalen Auseinandersetzungen der Clans, die durch den Heroinhandel Reichtümer anhäuften und keine Skrupel mehr kennen. Offiziell aber gibt er vor, sich um das dortige Drogengeschäft zu kümmern. Doch Buscetta fliegt auf. Beim Mammutprozess steht das gesamte Justizsystem diesem Staat im Staate hilflos gegenüber. 1992 wird Falcone brutal ermordet. Auch Buscetta zahlt einen hohen Preis: Er lebt im Zeugenschutzprogramm, zwei seiner Söhne werden aus Rache ermordet.

Luitgard Koch

I/F/D/BRA 2019, R: Marco Bellocchio, D: Pierfrancesco Favino, Maria Fernanda Candido, Fabrizio Ferracane, 153 Min., Kinostart: 13. August

Die schönsten Jahre eines Lebens

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In dem preisgekrönten Klassiker Un homme et une femme knisterte es 1966 spannungsvoll zwischen Jean-Louis Trintignant und Anouk Aimée. 53 Jahre später machen die einstigen Stars der Nouvelle Vague nun die Fortsetzung dieser Liebesgeschichte zu einem Ereignis. Kaum zu glauben: Er geht auf die 90 zu, sie ist 88. Beide wirken noch weitaus jünger. Der frühere Rennfahrer Duroc lebt mittlerweile wider Willen im Altersheim und ergeht sich in sehnsuchtsvollen Erinnerungen an jene Frau, die ihn damals wegen zahlreicher Seitensprünge verließ. Anne Gauthier fasst sich ein Herz und besucht ihn, nachdem sein Sohn sie eigens aufgesucht und darum gebeten hat. Die Umstände der Wiederbegegnung erweisen sich zwar als ungünstig, weil der unverbesserliche Schürzenjäger sie aufgrund seiner Gedächtnisschwäche scheinbar nicht erkennt, und sie ihn über ihre Identität im Unklaren lässt. Ein trauriger Film ist dies gleichwohl nicht, vielmehr besticht die leise, subtile Erzählung mit Witz, Zärtlichkeit und einem liebenswert versöhnlichen Ton. Kirsten Liese

F 2019, R: Claude Lelouch, D: Jean-Louis Trintignant, Anoug Aimée. Monica Bellucci, u.a., 90 Min., KinoStart: 2. Juli