Ausgabe 06/2020
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Heike U.
(50), Stadtbusfahrerin bei der Üstra in Hannover, lebt in Gehrden, FB Verkehr
"Für mich, die ich früher in der Industrie und der IG Metall war, ist es selbstverständlich gewesen, dass ich auch jetzt in die Gewerkschaft eintrete, die die Beschäftigten meines Unternehmens vertritt. Vielleicht bin ich da ein Jahrgang, dem das noch von den Eltern übergeben worden ist. Nach 30 Jahren im Vertriebs-innendienst am Computer hatte ich mich kurz vor meinem Fünfzigsten entschlossen, nochmal den Beruf zu wechseln.
"Ich war schon lange ehrenamtlich aktiv und wollte im Kontakt zu Menschen arbeiten, das war für mich ausschlaggebend."
Ich war schon lange ehrenamtlich aktiv und wollte im Kontakt zu Menschen arbeiten, das war für mich ausschlaggebend. Seit dem 1. Januar 2020 bin ich nun bei der Üstra, den hannoverschen Verkehrsbetrieben und habe dort zunächst den Bus-Führerschein gemacht. Das war kein einfacher Schritt. Es ist sehr anstrengend, zumal uns Corona erst einmal Steine in den Weg gelegt hat. Die Prüfungen haben sich hingezogen und konnten nur unter besonderen Auflagen abgelegt werden. Seit Anfang Juni fahre ich nun die Busse des Betriebshofes Süd durch Hannover. Ich sehe mich jetzt in einem Job, den ich – Gesundheit vorausgesetzt – bis zur Rente machen kann. Zurzeit ist die Tätigkeit durch Corona allerdings aufs Busfahren reduziert; wir machen keinen Fahrscheinverkauf und Kontakt zu Kunden gibt es auch nicht. Aber erfreulicherweise halten sich 99 Prozent der Fahrgäste an die Regeln."
Sylvia O.
(36), Altenpflegerin aus Stralsund
"Für mich hat den Ausschlag gegeben, dass unser Arbeitgeber versucht hat, die bewilligte und bereits ausgezahlte Corona-Prämie zurückzuhalten. Ich arbeite in der ambulanten Pflege im betreuten Wohnen, und wir wurden immer wieder hingehalten. Erst wurde behauptet, die 1.500 Euro würden erst Ende des Jahres in zwei Raten ausgezahlt. Da wusste ich aber, das kann nicht sein, die Prämie muss unverzüglich ausgezahlt werden. Wir haben das nicht akzeptiert, haben gefragt und uns gekümmert und erfahren, dass das Geld längst auf dem Firmenkonto ist. Mecklenburg-Vorpommern war da eines der ersten Bundesländer, die schnell gezahlt haben, aber unser Chef hat das runtergespielt, dann war er im Urlaub – also alles dumme Ausreden.
"Deshalb bin ich jetzt bei ver.di, damit man für Sachen, die nicht rechtens sind, den Rechtsschutz hat."
Erst als wir richtig Druck gemacht haben, wurde das Geld am 10. August ausgezahlt, auf dem Firmenkonto war es aber schon seit dem 3. Juli. Er hat richtig versucht, sich da zu drücken, und hätten wir nicht den Mund aufgemacht, hätten wir das Geld nicht gekriegt. Wer weiß, was da noch alles kommt. Deshalb bin ich jetzt bei ver.di, damit man für Sachen, die nicht rechtens sind, den Rechtsschutz hat."
Brigitte F.
(59), Leipzig, Sicherheitsbranche
"Ich bin seit 1978 Gewerkschaftsmitglied und bin durch einen Jobwechsel in diesem Sommer zur ver.di gewechselt. Eingetreten bin ich damals noch beim Freien deutschen Gewerkschaftsbund, das war einfach so zu DDR-Zeiten. Ich bin jetzt in der Sicherheitsbranche und war durch meine befristete Tätigkeit bei einem Unternehmen in Leipzig bei der GöD gelandet. Aber die machen ja nichts für die Arbeitnehmer, nur für die Arbeitgeber. Dann wurden wegen Corona aus drei Schichten nur noch zwei und Leute wurden entlassen. Mein Vertrag lief aus, und auch ich wurde nicht weiter beschäftigt.
"In der Gewerkschaft bin ich, weil mir da geholfen wird."
Ich habe mich dann gleich um neue Arbeit gekümmert, und drei Wochen später ging's dann schon weiter. In der Gewerkschaft bin ich, weil mir da geholfen wird. Ich musste schon mal vor das Arbeits- gericht und habe immer mein Recht bekommen."
Prof. Dr. Hans- Georg T.
(71) aus Witten, ehemaliger Dozent für Sozialwissenschaften an der Ruhruniversität Bochum
"Ich bin ver.di Anfang des Jahres beigetreten, weil ich mich als pensionierter Hochschullehrer der Sozialwissenschaften gefragt habe, wie ich die progressiven Kräfte in unserer Gesellschaft finanziell unterstützen kann. Wenn man die Kultur-und Bildungspolitik verfolgt und noch dazu im öffentlichen Dienst war – da hat mir ver.di mit ihren Aktionen sehr zugesagt. Wie man sich dort zum Beispiel gegen Amazon in Stellung begeben und die unteren Lohngruppen im Einzelhandel ins Visier genommen hat.
"Ich war nie Parteimitglied, und als ich mich umgesehen habe, kam eben die Gewerkschaft für mich in Frage."
Ich sehe ja die Veränderungen in der Gesellschaft, die zunehmende Kapitalkonzentration und zu wenig Gegenwind. Ich war nie Parteimitglied, und als ich mich umgesehen habe, kam eben die Gewerkschaft für mich in Frage. Sonst werden die Mächtigen noch mächtiger."
Maximilian G.
(22), Dresden, System Engineer bei T-Systems Multtimedia Solutions GmbH
"Ich hatte schon länger vor, in die Gewerkschaft einzutreten. Dann kam ein Arbeitskollege, der im Betriebsrat ist, und hat mich dazu angestachelt, auch Mitglied zu werden.
„Je mehr Leute in der Gewerkschaft sind, desto besser für die Tarifrunde."
Wir sind ja eine Tochter von der Telekom, da sind aber nur 10 Prozent organisiert. Beim Mutterkonzern sind das über 60 Prozent. Und da im nächsten Jahr eine neue Tarifrunde ansteht, habe ich mir gedacht, je mehr Leute in der Gewerkschaft sind, desto besser für die Tarifrunde."
Jenny S.
(49) aus München, Sachbearbeiterin bei der Bayerischen Landesbank
"Ich war früher schon mal Mitglied bei ver.di und dachte irgendwann, ach, das brauche ich nicht mehr.
"Der Kollege, der auch Personalrat ist, hat mir geraten, auf jeden Fall wieder Mitglied zu werden."
Dann haben wir aber in der Mittagspause über ver.di gesprochen, bei uns liegen auch Flyer von ver.di zum Thema Absicherung, und der Kollege, der auch Personalrat ist, hat mir geraten, auf jeden Fall wieder Mitglied zu werden. Ich hatte mir darüber selbst schon Gedanken gemacht, aber der Kollege gab dann den letzten Schubs. In der Finanzdienstleistung machen wir uns schon Sorgen über unsere Zukunft. Man sieht ja, wie überall Stellen bei den Banken abgebaut werden und die über 55-Jährigen nach Hause geschickt werden. Nur um mich dagegen abzusichern, bin ich in diesem Sommer bei ver.di eingetreten."
Und was hat Euch überzeugt?
Es gibt viele Gründe, Mitglied bei ver.di zu sein. Wir möchten wissen, was Euch dazu bewogen hat, den Schritt zu gehen und Mitglied in unserer Gewerkschaft zu werden. Wer oder was hat Euch überzeugt? Wir möchten wissen, was Euch bewegt und was Euch wichtig ist!
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