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Foto: Stefanie Eichler

Ich bin bei der Kultur- und Veranstaltungs GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der Stadt Worms, als Verleger angestellt. Für meine Arbeit habe ich eine Ausbildung als Buchhändler mitgebracht. Früher besaß ich eine eigene Buchhandlung, die ich verkauft habe. Seit 15 Jahren bin ich beim Worms-Verlag als Ein-Mann-Abteilung. In der GmbH arbeiten insgesamt rund 60 Festangestellte und zusätzlich 300 saisonale Kräfte für Kultur und Veranstaltungen. Die Bücher, die bei uns verlegt werden, müssen einen Bezug zur Stadt Worms haben. Beispielsweise zu Luther – wir haben gerade die Luther-Dekade hinter uns; Martin Luther war zehn Tage im April 1521 in Worms. Dann zum Unesco-Welterbe-SchUM-Städte, zu denen Speyer, Mainz und Worms gehören – wir haben eine große jüdische Vergangenheit und dazu mehrere Bücher herausgebracht. Und wir haben die Nibelungentitel im Programm. Sämtliche Bücher sind von der Stadt Worms in Auftrag gegeben.

Mann für alles

Zuständig bin ich für alles, von der Idee bis zum Druck, das heißt für neue Projekte, für die Kontakte zu den Autoren, die Produktion der Bücher, den Kontakt zu Buchhandlungen und die Organisation auf Messen. Wir haben 170 lieferbare Titel, die ich alle begleitet habe. Im Internet sind unsere Bücher unter worms-verlag.de gelistet. 60 bis 70 Prozent unserer Verkäufe betreffen Bücher aus den Beständen. Meist haben wir Auflagen um die 1.000 Stück. Beim Heimatjahrbuch sind es 500 mehr, weil die Buchhändler und großen Buchhandlungen davon größere Mengen bestellen. Als GmbH der Stadt Worms erzielen wir keine Gewinne, sondern erfüllen einen kultur-politischen Auftrag der Stadt. Aber wir machen seit ein paar Jahren auch Regiokrimis und haben ein Kinderbuchprogramm mit Bezug zur Stadt Worms. Solche Titel senken die Kosten etwas. Hauptsächlich beliefern wir kleine inhabergeführte Sortimentsbuchhandlungen, die sich in der Corona-Krise als stabil erwiesen haben. Sobald sie wieder geöffnet hatten, fanden die Kunden zurück zu den Büchern.

Ich bekomme oft Anfragen, ein Buch zu verlegen. Leider muss ich meistens ablehnen wegen des fehlenden thematischen Bezugs zur Stadt Worms. Zu verlegen hat die Stadt fast immer Bücher. Von Jubiläumsausgaben bis hin zu historischen Titeln. Selten mache ich auch mal Nachwuchsförderung. Manchmal berate ich und schlage andere Verlage vor. Fürs Lektorieren habe ich mittlerweile Agenturen, aber ich betreue die Bücher während ihrer Entstehung. Das heißt, ich lese auch jedes Exposee und jedes bei uns erschienene Buch. Dieses Jahr wird die Frankfurter Buchmesse ja nur virtuell veranstaltet. Der Wormser Verlag wird mit einer Kooperation von 22 Verlagen aus Rheinland-Pfalz dabeisein. Auch da bin ich eingebunden.

ver.di-Mitglied und Betriebsratsvorsitzender bin ich, weil ich denke, wenn man zur Arbeiterbank gehört, dann sollte man Gewerkschaftsmitglied sein. Und wer gute Arbeitsbedingungen will, der braucht selbstverständlich einen Betriebsrat. Protokoll: Marion Lühring