Ausgabe 07/2020
Afrika – Im Blick des Fotografen
Was wie ein Bild aus einem Science-Fiction-Film anmutet, ist die nächtliche Realität von vier Waisenkindern aus Nairobi. Nachts werden die futuristischen Vier zur "Defence Force", einer Art Kinderwehr in den unbeleuchteten und gefährlichen Straßen ihres Stadtteils Kawangware. Gekleidet in die Anzüge des Wissenschaftsclubs ihrer Schule und mit Motorradhelmen auf dem Kopf weiß niemand, wer sie sind und doch sichern sie ihre Nachbarschaft durch das Versenden von Hilferufen an die Polizei, oft mit einfachsten Mitteln wie hier einem Transistorradio. Komponiert hat die Fotoserie "KDF" – Kawangware Defence Force – der aus Nairobi stammende Fotograf, Designer und Digitalkünstler Osborne Macharia. Das zentrale Thema des Autodidakten ist der Afrofuturismus in Kultur, im Pop und in fiktiven Erzählungen. Etwa der actionreichen Science-Fiction-Filmproduktion "Black Panther" aus dem Marvel-Universum, an der er mit einer Fotoserie beteiligt war. Als "Meister in der Schaffung alternativer schwarzer Universen", als der der 34-Jährige gewürdigt wird, ist er selbstverständlich Teil der Ausstellung "Afrika – Im Blick der Fotografen", die im saarländischen ehemaligen Eisenwerk Völklinger Hütte zu bestaunen ist und die bis Ende Januar verlängert wurde. Statt des gewohnt westlich geprägten Blicks auf den Kontinent, entfaltet sich hier der Blick aus dem Kontinent heraus. Afrika neu zu denken und zu erzählen, ist das Leitmotiv der unterschiedlichen Fotokünstler*innen, die hier gezeigt werden.
Ort: Weltkulturerbe Völklinger Hütte, bis 31.1.2021, Rathausstraße 75–79, 66333 Völklingen, Mo–So 10–19 Uhr. voelklinger-huette-afrika.org