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Sie alle waren bei den Streiks dabei: die Beschäftigten aus den Krankenhäusern, den Kitas und sozialen Einrichtungen, der Stadtreinigung und der HafenverwaltungFotos: ver.di Hamburg

Stadtreinigung Hamburg, Hafenverwaltung HPA, Kitas, Krankenhäuser, soziale Einrichtungen – die ersten Warnstreiks im öffentlichen Dienst 2020 waren ein starkes Signal Richtung Arbeitgeberseite. "Es ist unfair, erst warme Worte zu sprechen und bei der Vergütung die kalte Schulter zu zeigen", fasst Hilke Stein, ver.di-Fachbereichsleiterin Gesundheit und Soziales, die aktuelle Situation für die Corona-Held*innen zusammen. Sehr viele Beschäftigte aus Krankenhäusern, Kitas und sozialen Einrichtungen kamen am 28. September an die Binnenalster, bildeten eine Menschenkette, blieben aber zueinander auf Abstand, um den Warnstreik nicht zu gefährden.

"Die Stimmung der Streikenden am ersten Warnstreiktag war unglaublich gut. Die Krankenhäuser, die sozialen Dienste und auch die Elbkinder verzeichneten eine hohe Streikbeteiligung. Nach der besonders schweren Zeit in der Hochphase der Pandemie haben die Kolleginnen und Kollegen in den sozialen Bereichen gezeigt, dass sie nicht nur systemrelevant, sondern auch kampfbereit sind", sagt Stefanie Ullmann, Gewerkschaftssekretärin im Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen. "Die hohe Streikbereitschaft in den Krankenhäusern hat in einigen Kliniken sogar dazu geführt, dass streikende Kolleginnen und Kollegen von ver.di wieder zurück auf die Stationen geschickt werden mussten, um die Patient*innen-Sicherheit zu gewährleisten. Dass die Arbeitgeber diese Verantwortung wieder einmal auf die Beschäftigten abgewälzt haben, indem sie keine annehmbare Notdienstvereinbarung mit ver.di abgeschlossen haben, hat die Stimmung für weitere Streiks aufgeheizt. Die Kolleginnen und Kollegen wollen ihr Grundrecht auf Streik wahrnehmen. Uneingeschränkt!"

90 Prozent Zuspruch

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Gleich drei Mal kurz hintereinander waren die Beschäftigten der Stadtreinigung Hamburg (SRH) auf der Straße: in Harburg zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen von Hamburg Port Authority (HPA), dann dezentral vor den Recy-clinghöfen. Anfang Oktober kamen rund 1.000 SRH-Beschäftigte zur Großkundgebung vor das Gewerkschaftshaus.

"Der Kundenkontakt an den Recyclinghöfen war sehr gut. 90 Prozent Zuspruch, 10 Prozent Genörgel – das ist eine gute Quote", fasst Ole Borgard, ver.di-Fachbereichsleiter Ver- und Entsorgung, die Stimmung in Hamburg bei den Warnstreik-Aktivitäten zusammen. "Es kamen schon mehrfach Mails und Anrufe, was uns einfalle, in Pandemiezeiten den Müll nicht abzuholen, und ob wir noch alle Tassen im Schrank hätten. Einfache Antwort: Ja, haben wir! Und ja, uns fällt auch noch mehr ein. Wer hier ständig gesagt bekommt, er/sie sei systemrelevant, muss einen vernünftigen Tarifabschluss erwarten können. Die Beschäftigten der Stadtreinigung genießen eine große Wertschätzung in der Hamburger Bevölkerung, da ist die Akzeptanz für Streiks auch entsprechend hoch, ist mein Eindruck."

Warnstreiks unter Corona-Bedingungen, das bleibe schwierig, so Ole Borgard weiter. "Wir sind darauf angewiesen, dass ehrenamtliche Ordnerinnen und Ordner für Abstände und Masken sorgen. Wir sagen den Streikenden ganz deutlich: Das wichtigste ist eure Gesundheit, nicht zuletzt, weil wir weiter Druck machen müssen. Die Arbeitgeberseite hat sich in jedem Fall verhoben, wenn sie darauf gesetzt hat, dass niemand streiken geht in diesen Zeiten", sagt Ole Borgard. Er hätte dennoch eine Verschiebung der Tarifrunde ins nächste Jahr – natürlich gegen eine Ausgleichszahlung – für vernünftiger gehalten. "Aber das haben die Arbeitgeber abgelehnt, das empfinde ich als verantwortungslos und billige Taktik. Damit wissen wir aber umzugehen", sagt Borgard.

"Schon im Vorfeld des ersten Warnstreiks haben die Beschäftigten der Hamburg Port Authority ein starkes Gemeinschaftsgefühl für den Arbeitskampf entwickelt. Das Sich-Zusammentun hat in Corona-Zeiten offenbar eine besondere Bedeutung und ist den Kolleginnen und Kollegen wichtiger denn je. Eine bemerkenswerte Stärke ist da entstanden, die auch für weitere Warnstreiks gut tragen kann", sagte Sabine Bauer, die Leiterin der Fachbereiche Bund und Länder sowie Gemeinden bei ver.di Hamburg.