Feierabend

Wieder einmal verlassen wir unseren Arbeitsplatz einigermaßen gestresst, und wir erholen uns im Feierabend. Denn, um das Ziel dieses amüsanten Spiels vorwegzunehmen, wer am Ende am besten erholt ist, gewinnt.

Wir, das sind jeweils Teams aus sieben Personen. Zu Beginn ackern wir 70 Stunden in der Woche in der Fabrik, verdienen weniger als den Mindestlohn, und die Frauen in unserem Team bekommen noch weniger. An Urlaub ist gar nicht zu denken, wir haben keinen Urlaubsanspruch. Wie soll man sich da groß erholen? Da bleibt gerade mal das Bier in der Kneipe, ein Abend zuhause auf dem Sofa, Angeln oder Joggen. Für ­etwas mehr Erholung, etwa einem Motorradausflug mit Freund oder Freundin, einem Besuch im Vergnügungspark oder eine Reise an den Strand bräuchten wir auf jeden Fall erstmal das nötige Kleingeld. Sollten wir vielleicht einen Nebenjob in der Kneipe annehmen? Dann kommen zwar ein paar Münzen dazu, aber unsere Erholung geht flöten.

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Was ist also zu tun? Genau: Wir werden in unserer Freizeit in der Gewerkschaft aktiv und erstreiken uns unseren Urlaub und bessere Arbeitsbedingungen. Denn ohne Streik bewegt sich auch hier rein gar nichts. Nur wenn wir oft genug die Arbeit niedergelegt haben, gibt’s mehr Geld und die Frauen im Team bekommen so viel wie die Männer. Auch die Arbeitszeit verringert sich durch den Druck auf den Arbeitgeber, im Idealfall sogar bis auf eine traumhafte 20-Stunden-Woche. In dem Fall gehen wir schon fast mit einem Lied auf den Lippen in den Feierabend. Vielleicht können wir sogar vorzeitig in Rente, das ist dann natürlich die beste Erholung.

Also, los geht’s. Reihum setzen wir immer ein Teammitglied bei einer der erholsamen Freizeit-Aktivitäten ein, manchmal müssen wir dafür bezahlen. Beim Blind Date finden wir unsere*n Liebste*n, und als Paar regenerieren oder amüsieren wir uns natürlich noch viel besser, etwa im ein-, zwei- oder gar dreiwöchigen Urlaub oder bei einem Besuch im Motel.

Wie im wirklichen Leben greift beim Spiel „Feierabend“ alles ineinander. Die Spielfiguren sind liebevoll gestaltet, ein Kollege sieht gar aus wie Karl Marx, und die Spielpläne sind detailreich wie ein Wimmelbild gezeichnet; bei jedem Spieldurchgang kann man neue Details entdecken. Feierabend ist ein sogenanntes Worker Placement-Spiel, englisch für Arbeiterplatzierung, was weniger mit unseren Arbeitern zu tun hat. Es beschreibt vielmehr eine beliebte Spielmechanik bei Brettspielen: Die Spieler*innen verfügen dabei über eine begrenzte Anzahl an Aktionen pro Zug, die mit einer begrenzten Anzahl von Spielfiguren ausgeführt werden.

Autor Friedemann Friese nennt es augenzwinkernd ein After-Worker Placement-Spiel, also etwa ein Nach-der-Arbeit-Platzierungsspiel. Nach der Arbeit nämlich, nicht vergessen, erholen wir uns – um dieses wunderbare Spiel zu gewinnen.

Iris Treiber

After-Worker-Placement-Spiel von Friedemann ­Friese, 2F, 2–6 Personen, ab 12 Jahren, Ca. 35 €

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Switch & Signal

Wir sind Eisenbahner*innen und wir transportieren Waren nach Fahran­weisungen in – je nach Spielplanseite – Mitteleuropa oder Nordamerika. Was wir tun können, geben uns Karten vor: eine Weiche stellen, auf Englisch switch, ein Signal, auf Englisch „signal“ setzen oder einen Zug bewegen. Allerdings brauchen wir dazu die richtigen Handkarten. Die haben wir aber nicht immer unbedingt dann, wenn die Fahranweisung sie erfordert und wir dran sind. Und schon sind wir mitten im Spiel: Wo sollten wir Weichen stellen, Signale auf Grün schalten, welche Züge bewegen wir? Wie führen wir unseren Zug am besten aus, damit die, die nach uns kommen, ­ihre Karten optimal einsetzen können? Denn schaffen wir es nicht, alle acht Waren nach Marseille, oder New York und San Francisco zu bringen, haben wir gemeinsam ver­loren. Switch & Signal ist eine klasse ­Herausforderung: Ohne einen guten Überblick, zuverlässige Zusammenarbeit, zielführende Pläne und klare Absprachen geht’s eben nicht. Iris Treiber

Kooperatives Taktikspiel von David Thompson, Kosmos, 2–4 Personen,

ab 10 Jahren, ca. 33 €

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Dinner for One

Der Tisch ist gedeckt für Miss Sophie und ihre vier Freunde. Das viergängige Menu und die Getränke serviert Butler James. Allerdings: Da die vier Gäste leider bereits tot sind, trinkt James immer alle

Gläser selbst leer. Wer kennt’s? Ja, genau, wir spielen den Film „Dinner for One“ nach, der seit 1972 immer zu Silvester im Fernsehen läuft. Dazu haben wir Spielmaterial, das im Wesentlichen dem Film entstammt. Über vier Runden sind wir der gute James. Wir schauen uns ­Karten mit

Aktivitäten an und legen sie verdeckt aus: James bringt das Essen oder er gießt ­einem der Gäste ein, trinkt und bringt den vorgegebenen Trinkspruch aus. ­Haben wir uns gut gemerkt, was wo liegt? Prima, dann spielen wir es nach. Wer einen Fehler macht,

bekommt einen Schwips-Chip, und wer zum Schluss die meisten hat, verliert.

Dinner for One ist eine tolle Umsetzung des Films und macht viel Spaß. Wir ­können es zu zweit spielen, aber je mehr wir sind, umso lustiger wird das ganze. Iris Treiber

Party-Gedächtnisspiel von Inka & Markus Brand nach dem gleichnamigen Theaterstück, 2–7 Pers., ab 10 Jahren, ca. 13 €