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"Meine Arbeit beginnt damit, dass ich die Rollbehälter verteile, die mit den LKWs aus Bruchsal kommen. Ich ziehe und schiebe die Rollbehälter an die Plätze im Depot, wo sie von den Paketzustellern abgeholt werden. Jeder Rollbehälter enthält ungefähr hundert Pakete – insgesamt rund 300 bis 400 Kilogramm pro Rollwagen, die bewegt werden müssen. Die Arbeit ist körperlich anstrengend. Nachdem ich die Rollbehälter abgestellt habe, müssen die Kollegen sie durch den Hof mit rund zehn Prozent Steigung zu ihren Autos ziehen. Das ist ein Kraftaufwand. Rund zwölf Rollbehälter hole ich jeweils aus den Wagen. Die Behälter sind so schwer, dass wir teilweise mit zwei Leuten schieben müssen.

Im Depot sind nur wenige Flächen überdacht. Wir laden bei Wind und Wetter draußen im Freien. Wenn es schneit, muss vorher der Winterdienst kommen, um den Hof frei zu machen. Wenn die Rollbehälter verteilt sind, beginne ich mit dem Sortieren und Beladen meiner Pakete in den Kastenwagen, den ich fahre. Ich stelle in einem Industriegebiet zu – rund drei bis vier Pakete pro Gewerbekunden. Manchmal sind es auch 20. Die Pakete muss ich tragen. Auch das ist körperlich anstrengend. Zum Glück mache ich die schweren Arbeiten nicht ununterbrochen. Allerdings ist es seit dem Lockdown viel mehr Arbeit geworden. Wir hatten gefühlt doppelt so viele Pakete wie sonst. Vor Weihnachten war es ein regelrechter Ansturm. Da waren es noch sehr viel mehr.

Die Belastung kommt mit den Jahren

Mir ist klar, dass die Belastung mit den Jahren kommt. Ich kenne Kollegen, die am Rücken operiert wurden. Ich bin 38 Jahre alt und seit 16 Jahren in dem Beruf. Noch merke ich nichts. Ich muss die schweren Arbeiten wie die Arbeit im Depot aber auch nicht ständig und so lange machen. Deshalb kann ich mir vorstellen, meine Arbeit als Zusteller bis zur Rente zu schaffen. Ich mache das wirklich gerne.

Seit Corona müssen wir ab dem Moment, wo wir das Betriebsgelände betreten, einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Von der Post haben wir jeder zwei bis drei Masken bekommen. Und es gibt im Depot Einwegmasken für alle. Ich habe mir eigene Masken besorgt, die für mich am besten passen. Im Depot gibt es auch überall Desinfektionsspender. Hier arbeiten zirka 90 Menschen und wir hatten nur zwei Coronafälle. Die Kollegen sind sofort nach Hause gegangen und haben bei uns niemanden angesteckt. Ich fühle mich auf der Arbeit sicher. Wenn man sich an die Regeln hält, kann nichts passieren.

Wenn Corona vorbei ist, hoffe ich, dass wir wieder mehr Ruhe bekommen. Und ich hoffe, dass die Post langfristig auch noch bessere Arbeitsbedingungen im Depot schafft, um uns zu entlasten."

Protokoll: Marion Lühring, Foto: Martina Wörz