Ausgabe 01/2021
Per Telefon, E-Mail oder Post
ver.di publik – Hamburg ist im Lockdown, Geschäfte, Restaurants, Friseursalons und ähnliches sind geschlossen. Wie wirkt sich der Lockdown bei ver.di Hamburg aus?
Berthold Bose – Trotz der Pandemie sind wir für unsere Mitglieder da. Unter diesen besonderen Bedingungen setzen wir stärker auf die Unterstützung unserer Mitglieder, Vertrauensleute sowie der Betriebs- und Personalräte über Telefon und digitale Medien wie E-Mails oder Videokonferenzen.
ver.di publik – Stehen die Mitglieder vor verschlossenen Türen am Besenbinderhof?
Bose – Das Gewerkschaftshaus ist für besondere Situationen, die eine unbedingte Präsenz erfordern, für unsere Mitglieder geöffnet – zum Beispiel das Leisten einer wichtigen Unterschrift. Für alle anderen Situationen gilt: Sicherheit für alle geht vor.
ver.di publik – Sind die Mitarbeiter*innen alle im Homeoffice?
Bose – Der allergrößte Teil unserer Beschäftigten arbeiten derzeit nicht im Büro, sondern von zu Hause aus. Das haben wir organisiert. Wer nicht von zu Hause aus arbeiten kann, muss das auch nicht. Zudem wird die Präsenz auch gewechselt, damit niemand einen "Lagerkoller" bekommt.
ver.di publik – Wo und wie bekomme ich Rat, wenn ich die Hilfe von ver.di Hamburg brauche?
Bose – Unsere Mitglieder erreichen uns über unsere Telefone, per E-Mail oder auch ganz altmodisch per Post. Alle Kanäle sind offen. Unsere Fachbereiche geben Auskünfte zu allen kollektiven Fragen und bei individuellen Problemen gilt die Rufnummer: 040/89 06 15-0.
ver.di publik – Wie sieht es mit Demos und ver.di-Hamburg-Aktionen aus, die üblicherweise unter freiem Himmel stattfinden?
Bose – Wir nutzen die Möglichkeit, über Demos auf Missstände hinzuweisen, aktuell nicht, weil uns die Sicherheit der Menschen wichtiger ist. Auch Aktionen unter freiem Himmel sind derzeit nur eingeschränkt möglich. Aber sobald sich die Rahmenbedingungen wieder verbessern, werden wir beide Mittel gemeinsam mit unseren Mitgliedern in Arbeitskämpfen und bei Auseinandersetzungen wieder nutzen und unser Versammlungsrecht mit Leben füllen.
ver.di publik – Hat der Lockdown Auswirkungen auf Tarifrunden in diesem Jahr?
Bose – Wir werden in Hamburg auch im Jahr 2021 wieder über 120 Tarifverhandlungen führen. Wir haben bereits im letzten Jahr gezeigt, dass wir in dieser besonderen Situation bereit sind, inhaltliche Themen der Tarifverhandlungen zu vertagen, aber genauso bereit sind, in strittige Auseinandersetzungen und Streiks zu gehen. Gemeinsam können wir mit Krisen gut umgehen.
ver.di publik – Wird es den 1. Mai wieder digital – wie im letzten Jahr – geben?
Bose – Wann immer es geht, wollen wir auf die Straße gehen. Der DGB plant derzeit hybrid, da wir noch nicht wissen, wie sich das Pandemiegeschehen entwickelt. Das bedeutet, dass auch an einem digitalen Angebot gearbeitet wird. Solidarität ist Zukunft.