Doppelt bestraft

Mitteldeutscher Rundfunk online, 12. Januar 2021

Es fällt auf, dass besonders Menschen mit geringerem Einkommen nichts vom Rechtsanspruch auf Homeoffice haben. Sie werden sogar doppelt bestraft, denn sie müssen auch hin und zurück zur Arbeit, während der Heimarbeiter die Zeit des Arbeitsweges spart und zusätzlich Freizeit erhält. [...] Und ist Homeoffice auch für den Heimarbeiter wirklich von Vorteil? Bisher kritisierten die Gewerkschaften, dass es durch die Digitalisierung kaum noch eine Grenze zwischen dem Beruf und Privatleben gebe. Besonders sei dafür die permanente Erreichbarkeit durch Telefon und E-Mail ein Grund. Aber beim Homeoffice verschmelzen Arbeitswelt und privater Raum endgültig miteinander. Denn die Arbeit muss geschafft werden. Auch zuhause.

Regelsatz anheben

Neues Deutschland, 25. Januar 2021

Hartz IV reicht nicht zum Leben, das war schon lange vor Corona bekannt. Darauf haben auch die Sozialverbände immer wieder hingewiesen. Nun fordern sie zusammen mit den Gewerkschaften in einem breiten Bündnis die Anhebung des Regelsatzes auf 600 Euro. Es ist gut und richtig, dass sie das tun. Denn es ist höchste Zeit, dass die Politik etwas unternimmt. [...] Zwar fordern die einzelnen Verbände schon länger, dass in der Coronakrise etwas für die Armen getan werden muss. Einzelne Stimmen verhallen aber meist. Man kann nur hoffen, dass sie zumindest jetzt gemeinsam laut genug sind, um die Bundesregierung zum Handeln zu bewegen. Denn die Corona-krise ist noch längst nicht überstanden. Und wenn die akute Phase vorbei ist, wird es spätestens nach der Bundestagswahl darum gehen, ob und wo wieder gespart werden soll. Manch ein CDU- und FDP-Politiker hofft schon, den Kürzungshammer schwingen zu können. Auch dafür braucht es ein starkes Bündnis, das für die soziale Sache kämpft.

Personal zu knapp

Süddeutsche Zeitung, 20. Januar 2021

Seit Tagen wird diskutiert, warum die Zahl der Corona-Infektionen nur mäßig sinkt, allen Einschränkungen zum Trotz. (…) Im Frühjahr stand extra Personal am Eingang von vielen Einkaufsmärkten, achtete auf eine Desinfektion der Hände, auf Masken oder darauf, dass alle einen Einkaufswagen benutzten, was für Abstand sorgt und die Kundenzahl reguliert. Jetzt finden sich oft bloß noch Schilder, die auf Vorschriften hinweisen, und das ist eindeutig zu wenig. Vom ohnehin meist knapp bemessenen regulären Personal ist nicht zu erwarten, dass sie diese Extraarbeit übernehmen, gar noch Atteste auf Befreiung von der Maskenpflicht checken oder mit Querulanten aus der Querdenkerszene herumstreiten. Deshalb ist die Auffassung von Franz Höfelsauer, dem Vorsitzenden des Brucker Gewerbeverbandes richtig: Die Supermärkte, oft Filialen großer Ketten, sollen Leute dafür einstellen. Die Gewerkschaft soll sich aufraffen und diese Forderung unterstützen, um das Verkaufspersonal zu entlasten, statt bloß wohlfeile Aufrufe zu mehr Home-Office zu unterschreiben. Das Landratsamt wiederum kann die Verantwortung nicht einfach auf die Polizei abwälzen. Wozu gibt es eigentlich eine Gewerbeaufsicht?

Noch ärmer dran

Die Zeit online, 27. Januar 2021

Viele Arme sind in dieser Krise noch ärmer dran als ohnehin schon. Deshalb ist es richtig, dass einige Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften für die Zeit der Krise einen Zuschlag zu Hartz IV und zur Grundsicherung im Alter fordern. [...] Vielen anderen wurde schon geholfen. [...] Nur nicht den Ärmsten.[...] Nicht nur Unternehmer, auch die Armen brauchen schnelle und unbürokratische Hilfe.