Ausgabe 02/2021
Eine Liebeserklärung
Florian Werner und Christian Werner sind nicht verschwippt und nicht verschwägert. Dass sie beide ihren Teil zum Buch "Die Raststätte. Eine Liebeserklärung" beigetragen haben, ist ihren jeweiligen Talenten geschuldet. Autor Florian Werner hat sich auf die "Reise zum Mittelpunkt der Welt" begeben, nämlich zur Autobahnraststätte Garbsen bei Hannover. Das mag auf den ersten Blick nicht so spannend klingen wie Jules Vernes berühmte "Reise zum Mittelpunkt der Erde", aber zumindest einen Dinosaurier haben die Mittelpunkte gemeinsam. Der von Garbsen thront unübersehbar auf dem Dach der Raststätte. Und Florian Werner gelingt es ähnlich Jules Verne, seine Reise nach Garbsen, ins Niedersächsische, anschaulich und mitreißend niederzuschreiben. Wer seine Ode an die Raststätte voller Charme und Ironie liest, wird wohl in Zukunft jede der 450 Raststätten in Deutschland mit anderen Augen betrachten.
Einen etwas anderen Blick hat Christian Werner, der die Fotografien im Mittelteil des Buches beigesteuert hat. Er hat die Garbsener Tristesse eingefangen, abgebrochene Wegweiser, abbröckelnden Lack oder die barockartig gepolsterten LKW-Fahrerkabinen, in denen die Lastwagenfahrer ihre Nächte verbringen. Die Raststätte ist ihr Zuhause, die Bockwurst ihre Nahrung. Aber das Bild trügt, ist nur eine Momentaufnahme. Wie die Fahrer ihre Welt auf vier Rädern und den Raststätten betrachten und leben, das hat Florian Werner mit viel Empathie festgehalten.
Florian Werner, Die Raststätte. Eine Liebeserklärung, Hanser Berlin 2021, 160 S., ISBN 987-3-446-26794-7, 22 €