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"Woher weißt Du das denn", fragen mich der Unwissende und die Neugierige. "Stand heute in der Zeitung", erinnere ich mich schemenhaft. Bei diesem "Stand heute ..." vereine ich – getreu alter Schule – ein Verb im Präteritum mit einem Adverb, das Zuhörenden die näheren Umstände eines zeitlichen Geschehens vermittelt. Was aber passiert heutzutage mit diesem Wortpaar? Leider wird es immer häufiger mitten in jeden beliebigen Satz gestreut. Wer sagt denn noch "zurzeit" oder "gegenwärtig" oder "momentan" oder "derzeitig" oder ganz einfach nur "heute"? Statt dessen hört man ständig Botschaften wie: "Wir haben – Stand heute – eine Inzidenz von 86,4" oder im eher privaten Umfeld: "Ich bin mir – Stand heute – nicht sicher, welche Partei ich im September wähle." Im gewerkschaftlichen Milieu lässt sich diese Art des Ausdrucks natürlich noch ausbauen. Nach erfolgreichem Tarifabschluss empfehle ich also unbedingt die Aussage: "Wir haben den Arbeitgebern – Ergebnis gestern – so viele Zugeständnisse abgetrotzt, dass wir – Stand heute – uns sehr gut vorstellen können, von unseren Mitgliedern – Erwartung morgen – ein zustimmendes Votum dafür zu bekommen." hms