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Fots: Heinrich Holtgreve/Ostkreuz

Da Sie diese Zeilen lesen, werden Sie sich der neuen sozialen Bewegung höchstwahrscheinlich nicht anschließen dürfen, die derzeit die Runde macht. Um dazuzugehören, muss man nämlich mindestens eine Million Dollar verdienen oder fünf besitzen. Aus ihrem extremistischen Ziel machen die "Millionaires for humanity" keinen Hehl: Sie wollen Steuern zahlen! Dafür demonstrieren sie, unter anderem vor dem Domizil des Amazon-Besitzers Jeff Bezos, dabei skandieren sie populistische Parolen wie "Cut the bullshit, tax the rich!" Einer dieser Unruhestifter erklärt der Zeitung The Guardian: "Mit wenigen Reichen und vielen Armen kann keine Gesellschaft nachhaltig funktionieren". Noch handelt es sich um eine kleine radikale Minderheit. Initiiert wurde die Bewegung von 83 Millionären, nun haben drei Dutzend aus Deutschland und Österreich eine entsprechende Petition unterschrieben. Ohnehin ist die Zahl der Zielgruppe und potenziellen Mitläufer recht überschaubar. Weltweit besitzen nur 60.000 Superreiche (in Deutschland 2.900) jeweils über hundert Millionen Dollar und zusammengenommen mehr als die Hälfte des Weltvermögens. Und sie wissen nicht, wohin mit dem Geld, denn je mehr sie davon bekommen, umso sturer weigert sich der Staat, sie davon zu erlösen. Wobei die allermeisten keine Schuld für die Qual tragen, reich zu sein: Das Verhängnis haben sie geerbt. Was können sie dafür, wenn mit jeder Krise, jeder Pandemie, sich ihre Kapitalanlage proportional zur Verarmung der Meisten vergrößert? Eine gewisse Angst vor den Konsequenzen lässt sich schon bei ihnen vernehmen. Die einen kaufen sich gut bewachte Festungen, um sich vor potenziellen Aufständen zu schützen. Die anderen werden zu "Philanthropen" und alimentieren ausgesuchte gute Zwecke, vorausgesetzt diese stärken das Image und lassen sich absetzen. Den wütenden Millionären geht das nicht weit genug. Frei nach Brechts Maxime, ein Revolutionär gebe keine Almosen, wollen sie zur strukturellen Umverteilung gezwungen werden. Zum Glück haben wir genug Wirtschaftsexperten und Journalisten, denen, obwohl sie selbst keine Millionen verdienen, kein Argument zu schwach ist, um zu zeigen, dass eine Besteuerung der Reichen die ganze Gesellschaft in den Abgrund führen würde.