Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Mehrheit der Deutschen, insgesamt 55 Prozent, wünscht sich wenige Wochen vor der Bundestagswahl einen Regierungs- und auch einen Politikwechsel. Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach ergeben. Bemerkenswert ist, in welchen Punkten die Befragten eine andere Politik fordern. Mit 57 Prozent an der Spitze steht da eine andere Flüchtlingspolitik und eine bessere Integration der Geflüchteten. Mit je 55 Prozent wollen die Befragten mehr Umwelt- und mehr Klimaschutz und im Alter eine sichere Rente, es folgen mit je 52 Prozent mehr Anstrengungen in der Bildungspolitik und bezahlbarer Wohnraum. Wenn man so will, fordert eine Mehrheit Sicherheit und Chancengleichheit für alle, kurzum: soziale Gerechtigkeit.

Nicht zuletzt die zurückliegenden eineinhalb Jahre Corona-Pandemie und die vergangenen Wochen, in denen nahezu weltweit Naturkatastrophen über die Menschen hereinbrachen, mit denen sie nicht gerechnet haben und auf die kein Land so richtig vorbereitet gewesen ist, haben gezeigt, dass nicht nur das Klima an einem Wendepunkt steht, sondern auch die Menschheit. Dass die bereit ist, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, auch das haben die Katastrophen deutlich gemacht. Nicht nur in die überfluteten Regionen in Deutschland sind spontan und ungefragt tausende Helfer*innen gefahren, um zu helfen, aufzuräumen und wieder aufzubauen.

Aber damit allein ist den Flutopfern und uns nicht geholfen. Ein Politikwechsel ist tatsächlich alternativlos, wenn auch unsere Kinder und Kindeskinder noch eine lebenswerte Zukunft haben sollen. Die jungen Beschäftigten, die wir für diese Ausgabe in unserem Bundestagswahl-Spezial befragt haben, rufen zur Wahl am 26. September auf. Nicht wählen zu gehen, löse kein Problem. Allein die 22-jährige Liza hat wenig Hoffnung, dass eine neue Regierung eine andere Politik machen wird. Damit könnte sie Recht behalten. Für eine gerechte Gesellschaft werden wir auch nach der Wahl immer wieder aufs Neue streiten müssen. In der ver.di publik genauso wie überall dort, wo es nötig ist.

Petra Welzel

Chefin vom Dienst der ver.di publik