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Ich bin gelernter Fachkrankenpfleger für psychiatrische Pflege, aber als Vorsitzender des Betriebsrats freigestellt. Meine Betriebsratskolleg*innen und ich haben durchgesetzt, dass für alle Beschäftigten der 60 Altenpflegeeinrichtungen im AWO-Bezirk Westliches Westfalen dienstliche Arbeitskleidung eingeführt wird. Auch für die desinfizierende Reinigung der Arbeitskleidung ist der Arbeitgeber zuständig. Und nach harten Auseinandersetzungen konnten wir eine Betriebsvereinbarung erreichen, im Dienst FFP2-Masken zu tragen. Wer denkt, dass diese Dinge eine Selbstverständlichkeit in Senioreneinrichtungen sind, irrt gewaltig. Der Kommerzialisierung im Pflegebereich haben sich alle unterworfen, auch gemeinnützige Träger wie die Arbeiterwohlfahrt. Das bedeutet Sparen auf allen Ebenen, auch bei den Sachkosten.

Nichts ist selbstverständlich

Die Maskenpflicht galt eigentlich schon vor der Corona-Pandemie, wurde aber ignoriert. Doch wir haben in den Einrichtungen schwerstpflegebedürftige Menschen, bei deren Versorgung hochansteckende Keime übertragen werden können. Corona hat uns insofern geholfen, da es durch dieses Virus leichter war, das konsequente Maskentragen umzusetzen. Die Einführung dienstlicher Arbeitskleidung durchzusetzen, war erheblich schwieriger, da sie einiges kosten wird. Natürlich sollte es selbstverständlich sein, dass jede Pflegekraft vom Arbeitgeber gestellte und hygienisch einwandfreie Kleidung bei der Arbeit trägt. Ist es aber nicht. Manche Kollegin trägt bei der Pflege Privatkleidung – und geht etwa nach einer Wundversorgung mit denselben Klamotten zum Einkaufen.

Lange mussten wir als Betriebsrat kämpfen, um diese Zustände abzustellen. Weder der Träger, noch die Heimaufsicht interessierten sich. Geholfen hat uns letztlich, dass der Gesamtbetriebsrat den Petitionsausschuss im Landtag von Nordrhein-Westfalen eingeschaltet hat. Dieser hat unsere Forderung zur Einführung der Dienstkleidung mitgetragen. Hilfreich war zuvor eine ausführliche Berichterstattung, die Unterstützung durch ver.di und die Berufsgenossenschaft. Für unseren mehrjährigen Einsatz sind wir in diesem Jahr für den Deutschen Betriebsrätepreis nominiert worden. Engagiert habe ich mich schon früh. Während der Krankenpflegeausbildung von 1975 bis 78 war ich Schülersprecher und habe mir viel Ärger eingehandelt. Später, als ich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marl gearbeitet und mich für die Belange der Belegschaft eingesetzt habe, wollte mich der Arbeitgeber mit allen Mitteln loswerden, was ihm aber nicht gelang. Ich wurde Personalratsvorsitzender. Ich habe dann eine Zusatzausbildung für Gerontopsychiatrie gemacht und bin in die Seniorenpflege bei der AWO gewechselt. Seit 2002 arbeite ich wegen meiner Freistellung nicht mehr in der Pflege. Ich habe oft Mobbing erlebt, doch meine Kompetenz in fachlichen Fragen hat nie jemand in Frage gestellt. In zwei Jahren gehe ich in Rente, weiß aber, dass die Betriebsratsarbeit mit den jüngeren Kolleg*innen sehr gut weiterlaufen wird. Das beruhigt.

Protokoll: Gudrun Giese; Foto: Gina Reinholz