Ausgabe 06/2021
Editorial
Von Petra Welzel |Liebe Leserin, lieber Leser,
nach bald zwei Jahren Corona-Pandemie reicht's uns allen. Irgendwie hätten wir alle gern ein normales Leben zurück. Ohne Be- und Einschränkungen. Dass es vor allem den Pflegekräften jetzt reicht – es ist ihnen nicht zu verdenken. Sie sind nicht nur diejenigen, von denen seit Beginn an ein enormer Einsatz gefordert wird. Die Last auf ihren Schultern ist auch in den zurückliegenden zwanzig Jahren schon durch Privatisierungsorgien, Einsparungen beim Personal und Orientierung am Gewinn statt am Patientenwohl stetig gewachsen.
Wer dieser Tage bei den Streiks der Beschäftigten der Berliner Krankenhauskonzerne Charité und Vivantes vorbeischaut, bekommt zu hören, unter welchen unzumutbaren Bedingungen in unseren Kliniken gearbeitet wird. Hebammen müssen sich zwischen mehreren Gebärenden zerreißen, auf der Geriatrie bleiben alte Menschen oft stundenlang in ihren Ausscheidungen liegen, auf der Kardiologie können die Pflegekräfte Sterbende nicht mehr begleiten. Die Liste ließe sich fortsetzen. Dass Vivantes jetzt den streikenden Pflegekräften vorhält, die Patienten, die während des Streiks sterben, müssten sie verantworten, zeigt, was den Geschäftsführungen der unermüdliche Einsatz ihrer Beschäftigten wert ist: Nichts. Doch die Bewegung der Streikenden für mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen ist nicht mehr aufzuhalten. Immer mehr von ihnen organisieren sich in ver.di. Und was sie noch antreibt, dass alles steht auf der nebenstehenden Seite.
In dieser Ausgabe der ver.di publik geht es gleich in mehreren Berichten darum, wie wichtig es ist, sich in der Gewerkschaft zu organisieren. Mehr Mitglieder erreichen mehr, setzen mehr durch. So einfach ist das.
Zu guter Letzt und in eigener Sache: Mit dieser Ausgabe habe ich die Leitung der Redaktion übernommen. Wir freuen uns weiterhin über Eure Kommentare und Briefe. Wie wichtig dieser Austausch ist, hat uns ein Mitglied geschrieben, auf der Seite 14, ein Leserbrief zu den Leserbriefen. Wir bleiben in Kontakt.
Petra Welzel
Chefredakteurin der ver.di publik