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Foto: Succession Picasso/VG Bild-Kunst

Der geteilte Picasso

Was ein Kunstwerk zu vermitteln scheint, liegt im Auge der Betrachterin oder des Betrachters. Dennoch wollen Ausstellungsmacher*innen oft mit der Auswahl von Kunstwerken ein bestimmtes Bild vermitteln, von einer Epoche, einer Künstlerin, einem Künstler. Die Ausstellung Der geteilte Picasso geht der Frage nach, warum in der Nachkriegszeit in West- und in Ostdeutschland jeweils andere Werke des Malers Pablo Picasso gezeigt wurden. "Sah der Westen die Kunst, der Osten die Politik?", heißt es in der Vorschau auf die Schau.

Tatsächlich wurde Picasso nach dem 2. Weltkrieg in der Kunstwelt hofiert. Vom Realismus in die Blaue und die Rosa Periode bis zur Gründung des Kubismus – seine Künstlerlaufbahn nahm frühzeitig eine rasante Fahrt auf. Doch während im Westen viel mehr Augenmerk auf sein künstlerisches Schaffen als solches gelegt wurde, war der Osten hauptsächlich an seinen politischen Manifesten in Öl auf Leinwand interessiert. In der Ausstellung steht hierfür etwa das Gemälde "Massaker in Korea" von 1951 Pate, auf dem noch ganz im kubistischen Stil nackte, aber behelmte Männer mit Gewehren und einer Machete auf nackte Frauen und Kinder zielen.

Viel berühmter als dieses Gemälde ist das mit dem Titel "Guernica", dass Picasso 1937 als Reaktion auf die Zerstörung der spanischen Stadt Guernica durch einen Luftangriff unter anderem der deutschen Legion Condor während des Spanischen Bürgerkrieges malte. Mit seinen riesigen Maßen von 3,49 Metern Höhe und 7,76 Metern Breite ist es bis heute eine Anti-Kriegs-Ikone. Zeit seines Schaffens unterstützte Picasso Befreiungskämpfer und er war Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs. Bertolt Brecht nannte ihn im Berliner Ensemble seinen "Bruder" und ließ dessen Friedenstaube – auch sie bis heute eine Anti-Kriegs-Ikone – auf den Theatervorhang malen.

In der Kölner Ausstellung ist dieser Vorhang neben den politischen Gemälden und 150 weiteren Exponaten zu sehen. Alte Ausstellungsansichten, Plakate, Kataloge, Presseberichte, Briefe, Akten, Filme und Fernse hberichte zeigen, wie sich nicht nur Deutschland teilen ließ, sondern auch einer der berühmtesten Künstler der klassischen Moderne. Der steigende Wert seiner Kunstwerke bediente den Kapitalismus, die Inhalte seiner politischen Werke den Sozialismus. Und was nehmen die Ausstellungsbesucherin und der Ausstellungsbesucher heute aus dieser Ausstellung mit? Es liegt in ihrer Betrachtung. Petra Welzel

MUSEUM LUDWIG KÖLN, HEINRICH-BÖLL-PLATZ, 25.9.2021–30.01.2022, DI–SO 10–18 UHR, JEDEN 1. DONNERSTAG IM MONAT BIS 22 UHR

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Die Zukunft hat schon begonnen

Der Ausstieg aus der Kohle ist besiegelt. Und mit ihm werden sich bekannte Kultur- und Industrielandschaften erneut verändern. Der Einstieg in die Kohleförderung hatte sie bereits einem steten Wandel unterworfen, dem diese Ausstellung nachspürt – in der brandenburgischen Lausitz, aber auch in Polen und England. Ein Teil der Ausstellung zeigt frühe Darstellungen der Industrialisierung, ein weiterer Teil – der größte – konzentriert sich auf die Jahrzehnte von 1950 bis 1990 und stellt vor allem den sozialistischen Blick auf die sich verändernden Landschaften und Orte durch Kunstwerke dieser Zeit ins Zentrum. Der letzte Teil ist ganz dem zeitgenössischen Blick gewidmet. Fotos, Filme und Installationen nehmen die postindustriellen Landschaften der Lausitz in den Fokus. Die Exponate erzählen mehr vom Leben in der ehemaligen Industrielandschaft, die in einer künstlich angelegten Naturlandschaft aufgegangen hat. Eine interessante Ausstellung – auch über gesellschaftlichen Wandel. Petra Welzel

Dieselkraftwerk Cottbus, Uferstraße/Am Amtsteich 15, 18.09.–05.12.2021, DI–SO 12–18 Uhr

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Janosch. Lebenskunst

Wer kennt sie nicht, die kleine Tigerente. Man findet sie noch heute in etlichen Kinderzimmern, ebenso wie Janoschs unverwechselbare Kinderbücher. "Oh, wie schön ist Panama" ist eines dieser immer wieder aufgelegten Bücher aus den Federn Janoschs, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feiert. Doch mag der Zeichner und Autor auch immer älter werden - seine Figuren altern nicht. Sie bleiben ewig jung, erzählen von Freundschaft, von Liebe, vom Reisen und Unterwegssein. Und sie sehen die Welt, wie sie ist, brutal und schön zugleich. Der kleine Bär, der kleine Tiger, der Mäuse-sheriff, Onkel Popoff, Wondrak oder Luise – sie alle blicken unverstellt um sich herum und wissen widrige Umstände oft mit dem nötigen Humor zu nehmen. 150 Original-Zeichnungen und -Grafiken sind in dieser Ausstellung zusammengekommen, an der nicht nur Kinder ihren Spaß haben werden, Erwachsene ebenso. Denn Janosch hat seine Bücher von Anfang an für Groß und Klein, Alt und Jung gemacht. Petra Welzel

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Steintorplatz, 03.10.2021 – 20.03.2022, DI–SO 10–18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr