Sophia Nerrether ist Maschinistin und Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) bei den Berliner Wasserbetrieben

Ich wurde gefragt, ob jemand in unserer JAV-Gruppe Interesse hat, bei der Werbung für die Kampagne mitzumachen. Ich war interessiert und habe dann erfahren, dass man ein "gewonnenes" Mitglied als Tandem dazunehmen muss. Da habe ich sofort an Denise gedacht. Sie war eine neue Auszubildende, die ich bei einer unserer Betriebsfahrten kennengelernt hatte. Sie hatte sich da bei mir voll eingebrannt, weil sie gleich so überzeugt und engagiert bei der Sache war, als ich sie auf gewerkschaftliche Arbeit angesprochen habe. Sie wollte gleich ein Beitrittsformular und sagte, na klar, gib her das Ding und hat dann gleich selbst ganz viele aus ihrem Ausbildungsjahr motiviert, mit einzusteigen. Da war für mich klar, na wenn Kampagne, dann mit ihr!

Wir waren vor dem Shooting für die Videos und die Plakate natürlich beide aufgeregt. Ich war zwar schon mal Kampagnenmodel für die Wasserbetriebe, da hing ich dann in den U-Bahnhöfen und kannte das schon so ein bisschen. Aber für Denise war das alles ganz neu. Wir sind dann an einem heißen Tag quer durch Berlin gefahren. Uns empfing vor Ort ein junges, nettes Team vor Ort, das uns erstmal die Haare wieder schön gemacht und zugesehen hat, dass wir nicht so glänzen im Gesicht. Danach haben sie uns einfach ganz locker ein paar Fragen gestellt. Wir sollten auch ein bisschen tanzen und wir haben nur so gedacht, oh Gott, hoffentlich basteln die da was Brauchbares draus! Man sieht sich ja im Alltag selbst nicht so von außen, deshalb müssen jetzt zuerst ein paar Freunde das Video angucken und mir sagen, dass das gut aussieht. Vorher kann ich mir das nicht angucken! Nachher sehe ich mich und denke so' na sage mal, was bist denn du für ein Körperklaus?! Andererseits ist es ja auch keine Werbung für Herpescrème, sondern etwas, wofür man sich nicht schämen muss.

"Sie wollte gleich ein Beitrittsformular"

Ich habe bei den Azubis ne ganz gute Anwerbe-Quote, weil man als JAV-Mitglied einfach viele Möglichkeiten hat, mit den Jugendlichen darüber zu sprechen. Darüber, wie wichtig die Mitbestimmung ist, was der Betrieb kann, was die Gewerkschaft kann. Manchmal braucht es vielleicht mehrere Ansprachen, und manche können sich die Mitgliedsbeiträge auch einfach nicht leisten. Etwa weil das Wohnen schon so teuer ist. Trotzdem – im Betrieb sind wir schon sehr gut organisiert. Aber natürlich ist da immer noch Luft nach oben. Man denkt sich, 100 Prozent wären nicer, aber dafür sind die Leute zu unterschiedlich, und das muss man auch respektieren.

Wenn ich neue Mitglieder werbe, trage ich die Azubis gegenseitig als Werberin oder Werber ein, damit sie die Prämie kriegen. Dann können sie alle zusammen ein Eis essen oder ein Bier trinken gehen. Die Prämien sind natürlich schön, aber das, was die Gewerkschaft eigentlich macht, nämlich Tarifverträge, Mitbestimmung und so, das ist wertvoll genug."

Yusuf Üstüntas ist Zusteller bei der Deutschen Post AG

Also, als die Videos für die Kampagne fertig geschnitten waren, hat mein Kollege Nihat mich gleich angerufen und schon angefangen zu lachen. Wir hatten uns vorher natürlich gefragt, was die wohl aus den Dreharbeiten gemacht und wie sie das alles zusammengeschnitten haben. Dann haben wir es angesehen, er zu Hause, ich zu Hause, und haben es gefeiert. Wir haben bestimmt erstmal zehn Minuten gelacht, weil es so witzig ist. Und es kommt auch alles so gut rüber – am Ende, ganz ehrlich, waren wir von uns selber total überzeugt!

Vorher waren wir natürlich aufgeregt und wussten nicht, was da auf uns zukommt. Es ist ja nicht alltäglich für uns, vor der Kamera zu stehen. Aber das Team hat uns herzlich begrüßt und erstmal gesagt, kein Stress, alles ganz easy, und sie haben uns auch schon auf die Fragen vorbereitet, die sie uns stellen. Die meinten, auch wenn wir uns versprechen, können sie das schneiden und sie suchen das Beste raus. Wir haben es schon einigen Arbeitskollegen gezeigt und die meinten auch: 'Na, ihr habt da ja wohl Riesenspaß gehabt, das merkt man euch richtig an!'

"Am Ende waren wir von uns selber total überzeugt!"

Wie ich andere Kollegen überzeuge, in die Gewerkschaft einzutreten? Zum Beispiel, wenn es um die Festanstellung von Beschäftigten geht, die erstmal auf Probe gearbeitet haben und Top-Leistung gezeigt haben. Als ver.di-Mitglied kannst du dich damit an die Vertrauensleute wenden, da hast du jemanden an deiner Seite, der die Materie und deine Rechte kennt und sie vor dem Arbeitgeber vertreten kann. Mit ver.di-Leuten kann man nicht einfach so umspringen, da wird darüber dann mit Argument und Gegenargument verhandelt. Sonst kommen die damit beim Betriebsrat nicht durch. Und dafür braucht ihr ver.di und unsere Betriebsräte. Wenn dann das Argument 'Mitgliedsbeitrag' kommt, antworte ich denen: Jeder muss sparen – aber nicht am falschen Ende! Der Betrag macht dich nicht reich, aber bringt dich nach vorne. Es ist wie eine Investition oder eine Versicherung, die dich rundum absichert, weil dir geholfen wird. Zum Anwalt gehst du dagegen einmal und bist schon einen Jahresbeitrag los.

Mich hat damals Kollege Nihat einfach gefragt: 'Bist du schon bei ver.di?' Für mich war zu der Zeit die Hilfe des Betriebsrates wichtig, weil ich früher schon ein paar Jahre bei der Deutschen Post gearbeitet hatte, dann eine Weile selbständig war und vor einigen Jahren zurück zur DP gekommen bin. Da hat mich ver.di beim Wiedereinstieg gleich unterstützt, sodass mir die alten Jahre als Dienstjahre angerechnet wurden. Und weil ich ein Arbeitstier bin, will ich auch vom Zusteller zum Teamleiter aufsteigen, je nachdem, wer zuerst zugreift. Denn ich stelle mich jetzt ebenfalls als Vertrauensmann zur Wahl. Und auch da profitiere ich von ver.di – die sind am Ball und geben guten Rat."