Eine Haltung entsteht aus praktischen Erfahrungen, persönlicher Überzeugung und theoretischem Wissen. Haltung haben, das betrachten wir Menschen erstmal positiv. So wie Rückgrat zeigen. Haltung bewahrt die Demokratie. Haltung ist kein Bauchgefühl, sondern man kann sie begründen.

In vielen unserer ehrenamtlichen Gremien geht es um die Haltung, dass Gewerkschaft wichtig ist. Diese Haltung braucht es. Aber nicht nur die Haltung zählt. Wir müssen auch etwas daraus entstehen lassen. Die Haltung sollte dafür sorgen, dass wir die Notwendigkeit erkennen: "Machen ist wie wollen, nur krasser!"

Dazu ein Beispiel: Der Vorstand der Landesfachgruppe Bankgewerbe berät über die aktuelle Tarifrunde. Es wird sich ausgetauscht, wie schwierig es ist, die Leute zu mobilisieren und überhaupt, mit dem ganzen Homeoffice, die Leute zu erreichen. Solche Diskussionen werden häufig in gewerkschaftlichen Sitzungen geführt.

Nach diesem Austausch und einer gewissen Ratlosigkeit brachte ein Kollege die folgende Idee ein: Lasst uns zu einem "Angrillen zur Tarifrunde" einladen und das an einem Samstagnachmittag. Warum Samstag? Damit zeigen wir: Der Samstag, den die Arbeitgeber gerne als Regelarbeitstag einführen wollen, ist uns wichtig. Auf einmal wurde geplant, getüftelt und sich verabredet.

Einen Tag später waren die Einladung erstellt, die Aufgaben verteilt, und aus der Sitzung ging man nicht mehr nur mit Haltung, sondern mit dem Gefühl, etwas auf die Beine gestellt zu haben. Am Samstag, 2. Oktober, war der Tag des "Angrillens". Es kamen – in ihrer Freizeit – letztendlich 70 Kolleg*innen mit ihren Familien und beteiligten sich in netter, geselliger Atmosphäre in Waldperlach am Rande Münchens mit reichlich Grillgut. Und sie lauschten den Ausführungen, wie schäbig sich die Arbeitgeber in den aktuellen Tarifverhandlungen verhalten. So entsteht aus einem Funken, also einer Idee, welche in die Tat umgesetzt wird, die Haltung: "Nur gemeinsam erreichen wir was."

Tina Scholze, Gewerkschaftssekretärin im Fachbereich Finanzdienstleistungen