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Das Mädchen mit den goldenen Händen

Gudrun ist eine starke, aber auch etwas herrschsüchtige, unterkühlte Frau und damit eine Paraderolle für Corinna Harfouch. Mit ihrem unbändigen Willen setzt sie ihre Interessen meist erfolgreich durch, aber menschliche Beziehungen sind darüber zerrüttet. An ihrem 60. Geburtstag in der ostdeutschen Provinz, zehn Jahre nach dem Mauerfall, potenzieren sich die Konflikte. Ausgerechnet an dem Tag erfährt die Unbeugsame, dass das ehemalige Kinderheim, in dem sie einst elternlos aufwuchs, verkauft werden soll. Mit aller Macht entschließt sie, dagegen vorzugehen, dies selbst noch mit letzter Kraft nach einem körperlichen Zusammenbruch. Zudem kommt es zu Spannungen mit der Tochter, die nach ihrem leiblichen Vater forscht, über den die Mutter eisern schweigt. In den Ambivalenzen der mit ihrer Beharrlichkeit durchaus imponierenden Heldin liegt der Reiz dieses etwas spröden, bewegenden Debütfilms, der am Rande auch von den tiefen Gräben zwischen Ost und West erzählt. Wie der Müller in dem Märchen, auf das der Filmtitel anspielt, geben hier die Ostdeutschen das Kostbarste, was sie besitzen, achtlos fort. Kirsten Liese

D 2021. Regie: K. M. Schubert. D: C. Harfouch, B. Schnöink, H. Schüttauf, P. René Lüdicke. 107 Min. Start: 17.2.2022

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Was geschah mit Bus 670?

In der Hoffnung auf ein besseres Leben in den USA hatte Jesús zusammen mit einem Freund einen Bus zur mexikanisch-amerikanischen Grenze bestiegen. Aber die Reise nahm kein gutes Ende, nach zwei Wochen ist der Flüchtende spurlos verschwunden. Aus Sicht der verzweifelten Mutter, die sich allein auf den Weg macht, um herauszufinden, was ihm zugestoßen ist, erzählt Fernanda Valadez von einer Spirale der Gewalt in einer der gefährlichsten Regionen der Welt. In der berüchtigten Todeszone gehören Menschenhandel, Erpressungen und Zwangsrekrutierungen durch Drogenkartelle zum Alltag. Der subtile Film beginnt wie ein Roadmovie, weicht unter düsteren Szenen und Impressionen infernalischer Mythen aber zusehends einem packenden Thriller. Große Beachtung verdient das preisgekrönte Regiedebüt auch wegen seiner überwältigenden Landschaftsbilder und der trefflichen Hauptdarstellerin, die es Kraft ihres Durchhaltevermögens schafft, der zerrütteten Existenz ihrer Heldin wieder einen Sinn zu geben. Kirsten Liese

Mexiko/Spanien 2020. R: Fernanda Valadez, D: M. Hernández, D. Illescas, J. Jesús Varela. 100 Min. Start: 10.2.2022