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Oliver Berg/dpa

Thema "Teuer gescheitert", ver.di publik 1_22

Es ist schon zum Mäusemelken! Wie lange will die Politik diese Machenschaften von Investoren noch dulden? Gerade in der Corona-Krise erlebten wir, wie schnell unser Gesundheitssystem an seine Grenzen gelangte. Das Kaputtsparen über Jahre musste sich ja irgendwann rächen. Die Leidtragenden sind die Patienten und die im Gesundheitswesen beschäftigten Kolleginnen und Kollegen. Was wurde nicht alles versprochen, das sich dann als heiße Luft entpuppte. Als Mitglied in der SPD (über 50 Jahre) bin ich enttäuscht von Karl Lauterbach. Er darf sich nicht herausreden, damals wäre sein Verhalten notwendig gewesen. Es war es nicht.

Ohne die von den Gewerkschaften unterstützten Betriebsräte wäre alles noch schlimmer.

In der Tat stimmt der Slogan: "Wir sind es wert!" Und noch eines muss gesagt werden: Ein Mindestlohn von 12 Euro darf erst der Anfang sein. Unter 14 Euro kann es nicht gehen. Denn bei einem Alleinverdiener oder wenn es Mütter oder Väter sind, die ihre Kinder allein erziehen, dann reicht das einfach nicht. Hier muss die Gewerkschaft noch mehr Rabatz machen!

Günther Hummrich, Ludwigshafen

Danke für die klaren Worte. Sie kommen nun aber um viele Jahre zu spät. Vor allem in Krankenhäusern gibt es natürlich auch eine machtvolle Klientel, die durchaus darauf spekuliert hat, beim politisch gewollten Zerschlagen der öffentlichen Krankenhäuser selber den einen oder anderen fetten Happen zu ergattern. In der Ostzone konnte man sogar zusehen, wie Krankenhausverkäufer alsbald vom Oberarzt zum Minister wurden. In den Personalräten dominierten Leute, die bei der Personalversammlung zur Vorstellung des siegreichen Käufers begeistert erklärt haben, dass die Privatisierung geradezu ein "Herzenswunsch" des Personals sei. Und es gab keine Buh-Rufe. Natürlich stand auch bei uns im "Kommunismus" die große Mehrzahl der Ärzteschaft wie auch der Bürokraten, Sozialökonomen und Gesundheitsdenker den "Investoren" instinktiv näher als den schlichten Heizern, Wäschereiarbeitern und Köchen. Wieviel Gewicht hat denn die Stimme einer Krankenschwester oder Stationshilfe gegenüber dem Wort des Mannes aus dem Controlling? Oder gar gegen die Aussage des professionellen Wirtschaftsberaters? Denn die einen sind ersetzbar, die anderen nicht.

P. Roennau, per Brief

Meldung "Teuerung belastet Haushalte, ver.di publik 1_22

Ich schätze die Zahlen und Fakten, die man von publik Monat für Monat bekommt, außerordentlich und nutze sie in der Gewerkschaftsarbeit wie journalistischen Tätigkeit gerne. Aber was ihr zur Inflation in Ausgabe 1/2022 auf der Grundlage der Hans-Böckler-Stiftung schreibt, halte ich für eine Schönfärberei – obwohl von euch anders gemeint. Ihr schreibt, dass Familien mit mittlerem Einkommen die höchste Inflationsbelastung tragen, mit 5,5 Prozent. Da ist die der MLPD [Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, Anmerk. der Red.] nahestehende Gesellschaft zur Förderung wissenschaftlicher Studien zur Arbeiterbewegung e.V. schon etwas deutlicher. Sie hat errechnet, dass die reale Teuerung für Arbeiterfamilien bei mindestens 10,4 Prozent liegt. Sie geht davon aus, dass die im offiziellen Verbraucherpreisindex genannten 9,7 Prozent für Ernährung in den Arbeiterfamilien tatsächlich bei rund 25 Prozent liegen (ein Fakt, den ich ganz subjektiv selbst bestätigen kann). Ähnlich ist es bei den Spritpreisen, die offiziell nur 3,5 Prozent ausmachen sollen, aber oft 15 Prozent bei Pendlern ausmachen. Auch werden offiziell nur die Bestandsmieten zugrunde gelegt, was die horrend steigenden Neuvermietungsmieten nicht erfasst. Jörg Weidemann, Leipzig

Zum Leserbrief von M. Mahle, Thema "Von Hamburg in den Krieg", ver.di publik 7_21/8_21/1_22

Der Leserbrief von Herrn Mahle spiegelt auch meine Haltung wider. Den Leserbriefen der Herren Ostheimer und Griebner mit ihrer einseitigen Sichtweise stehe ich ablehnend gegenüber und frage mich, ob sich auch in der politischen Einstellung von ver.di-Mitgliedern in den letzten Jahren einiges verändert hat. "Ja, die alten Feindbilder des Kalten Krieges, sei es nun der ,russische Diktator' oder die ,Gelbe Gefahr' feiern fröhliche Urständ." So Herr Ostheimer zum Leserbrief von Herrn Mahle. Wiewohl beide Begriffe dort nicht erwähnt wurden! Eine bloße Unterstellung, wohl um die dort vorgebrachte Argumentation zu diskreditieren. Beide Herren können froh sein: Weder in Russland noch in China hätten sie wohl die Möglichkeit, ihre Meinung so frei zu äußern. Es sei denn, diese wäre systemkonform. Und kein Wort zum Handeln dieser antidemokratischen bis totalitären Systeme.

Günter Kreher, per E-Mail

Die "Protestler" haben meine volle Zustimmung! Aber der Protest greift zu kurz. Ich bin ein Kriegskind, das alle Schrecken der Bombenangriffe, Beschießungen durch Tiefflieger, Besatzerwillkür, auch durch die Westalliierten und die Nachkriegszeit in Trümmern mitgemacht habe. So etwas wünsche ich keinem Menschen. Umso entsetzter bin ich, wie (fast alle) Medien mit einer Leichtigkeit über die Möglichkeit eines Krieges in Europa berichten, als sei Krieg ein Computerspiel. Lassen sie sich sagen: Das ist es nicht und ich habe heute noch Albträume über das Erlebte.

Wir sind alle aufgefordert, uns gegen jegliche Aufrüstung und Waffenexporte und gegen Krieg zu stemmen.

Willy Brandt sagte einmal: "Ohne Frieden ist alles nichts." Recht hat er!

U. Kanzelberger, per E-Mail

Thema Betriebsratswahlen, ver.di publik Spezial, 1_22

Vielen Dank für die Schwerpunktausgabe zum Thema Betriebsratswahlen. Da in diesem Jahr auch die SBV-Wahlen anstehen, hätte ich mich noch mehr darüber gefreut, wenn auch diese wichtige Institution erwähnt worden wäre. Zumal ich als langjähriges ver.di-Mitglied den Eindruck habe, dass meine Gewerkschaft die Arbeit der Schwerbehindertenvertretungen durchaus stärker in den Fokus nehmen könnte.

Hans Jörg Wangner,

Redakteur / SBV, Stuttgarter Zeitung Stuttgarter Nachrichten GmbH

Thema "Minijob", ver.di publik

Minijobs sind kein fataler Blödsinn. Minijobber unterstützen oft Behinderte und Senioren. Sie arbeiten klimaschützend im Nahbereich. Deshalb ja zu ihnen. Und sie dynamisch auf mindestens 12 Euro die Stunde und die Lohn(summen)grenze entsprechend erhöhen. Der Arbeitgeber versichert sie zusätzlich in der Sozialversicherung. Dies ist besser, als Menschen mit geringem Zeitpuffer oder ähnlichem in die Schwarzarbeit abzudrängen.

Karl Ross, Würzburg

ver.di sollte sich auch mal gründlich gegen die Minijob-Falle einsetzen. Für die Arbeitgeber eine günstige Möglichkeit der Beschäftigung, für die Arbeitnehmer eine Falle, da viele Rechte nicht gelten, keine Zukunftssicherung, kein Kündigungsschutz. Jede Beschäftigung sollte vom ersten Euro an der vollen Versicherungspflicht unterliegen.

Jede weitere Erhöhung der Verdienstgrenzen untergräbt immer mehr normale Arbeitsverhältnisse, bis keine Schutzrechte mehr bestehen, was verhindert werden muss.

Ich habe 1960 meine Ausbildung begonnen für 43 DM im Monat und war vom ersten Tag an voll pflichtversichert, das war gut so.

Anne Wigger-Loeffler, per E-Mail