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Bekanntlich sind im Dienst der Marktwirtschaft zwei Charaktereigenschaften unersetzlich: die Dummheit und die Faulheit des Konsumenten. Beide werden seit Erfindung des Online-Handels massiv gefördert. Vermutlich beabsichtigte das erste Versandhaus, das seinen Kunden eine kostenlose Rücksendung anbot, nichts weiteres, als ihnen einen kleinen Gefallen zu tun und damit gegen die Konkurrenz zu punkten. Schnell wurde jedoch das Alleinstellungsmerkmal von Mitbewerbern nachgeahmt und schließlich zum Regelfall. Wenn Amazon die kostenfreie Retoure anbietet, muss jeder Händler mitmachen oder untergehen. Mitschuldig sind wohl auch die Online-Shopper. Anders als beim Durchblättern eines Papierkatalogs fällt am Bildschirm jede Hemmung weg, in fünf Klicks gleich fünf verschiedene Modelle, Farben oder Größen zu bestellen, um dann vier davon zurückzuschicken. Es kostet ja nichts. Drängt nur unnötige, langweilige Arbeit auf und beschleunigt die Klimakatastrophe. Die schlechte Gewohnheit hat wahnsinnige Proportionen angenommen: Laut Süddeutsche Zeitung liegt in Deutschland die Retourenquote bei bis zu 75 Prozent! Abermillionen Pakete werden hin und her geschleppt. Und deshalb haben die verantwortlichen Unternehmen jetzt ein Problem. Sie müssen immer mehr Zeit und Geld damit vergeuden, die Retourartikel wieder versandfertig zurechtzumachen – oder zu vernichten. Mit dieser Praxis möchte jeder Händler sehr gern aufhören, wenn nur die Konkurrenz nicht weitermachen würde! Doch ein auf Wettbewerb basiertes System kann die eigenen Fehler kaum korrigieren. Dem Kampf um Marktanteile hält kein Übereinkommen stand. Eigentlich müsste ein Gesetz her, aber welcher Politiker würde mit einem Verbot die Umsonst-Mentalität der Bürger prellen? Im Bamberg bemüht sich eine "Forschungsgruppe Retourenmanagement" um Lösungen, die "das Ziel der Gewinnmaximierung" unterstützen. Den ersten Schritt haben nun die Modehändler Zara und Uniqlo gewagt. Für Retoure verlangen sie eine Gebühr, die freilich weit unter den tatsächlichen Kosten liegt, doch eine Trendwende einleiten könnte. Es sei denn, die Verbraucher wenden sich an Konzerne, die an der Gratis-Praxis festhalten. Oder schlimmer noch, sie finden den Weg in die Läden zurück. Was wohl einer Apokalypse des digitalen Zeitalters gleichkäme.