Ausgabe 07/2022
Was unsere Leserinnen und Leser bewegt
Titel "Wir laufen uns warm", ver.di publik 6_2022
Als Gewerkschaftsmitglied seit 1959 (Start als Lehrling) unterstütze ich seit Jahrzehnten unseren Einsatz für die Arbeitnehmer*innen und für allgemeine gesellschaftliche Belange.
Klar ist auch, dass wir nicht in allen Punkten einer Meinung sein können. Mit der Schlagzeile "Wir laufen uns warm" tragen Sie u.a. viele aktuelle Probleme zusammen. Mit der Formulierung "500 Euro noch in diesem Jahr als Energiehilfe für alle einschließlich Rentnerinnen und Rentner..." bin ich als Rentner so nicht einverstanden. Viele Rentner/innen und Pensionäre/innen haben ein gutes bis sehr gutes Renteneinkommen und sind in der Lage, die aktuellen höheren Belastungen zu tragen. Vielfach konnte in ihrem Arbeitsleben ein Haus oder ein solides Vermögen geschaffen werden. Deshalb war der Ansatz, eine steuerpflichtige Energiepreispauschale zu zahlen meines Erachtens richtig. Hilfen des Staates nach dem Gießkannenprinzip können wir uns nicht leisten.
Hilfen benötigen die wirklich bedürftigen Bevölkerungsgruppen.
Die Politik und besonders die Ampelkoalition ist den Belastungen durch die Corona-Pandemie mit vielen Hilfen begegnet und hat seit Beginn des Ukraine-Krieges viele richtige Maßnahmen eingeleitet, damit diese Krise kein Dauerzustand wird. Aktuelle Schuldenaufnahmen zur Milderung der Belastungen sind richtig, dürfen jedoch auch kein Dauerzustand werden. Leider ist es seit Jahren schon so, dass zu viele Arbeitnehmer/innen nicht Mitglied in unserer Gewerkschaft werden, jedoch an die Gewerkschaften hohe Erwartungen richten.
Ludwig Jürgens, per E-Mail
Thema "Im Namen des Gesetzes", ver.di publik 6_2022
Mit Interesse habe ich den Artikel über die ehrenamtlichen Richter*innen gelesen, da ich selber ehrenamtliche Sozialrichterin am Sozialgericht in Stuttgart bin. Ich habe mich nur an einer Formulierung gestoßen, nämlich, dass im "Hinterzimmer" die Entscheidung getroffen wird. Korrekt heißt das Beratungszimmer, "Hinterzimmer" klingt mir zu sehr nach Mauschelei und ist im Allgemeinen negativ besetzt.
Renate Gundel, per E-Mail
Als ehrenamtlicher Richter habe ich mich sehr über diesen ausführlichen Beitrag gefreut. Wir sollten tatsächlich mehr Menschen dazu ermuntern, ein solches Amt zu übernehmen. Allerdings gibt es eine Sache, die mich wurmt: In unserer Gewerkschaft und in den Betriebsräten sind viele nichtdeutsche Kolleginnen und Kollegen hoch kompetent engagiert. Sie wären bestens als Arbeits- und Sozialrichter geeignet, können es aber nicht werden, weil sie kein Wahlrecht zum Deutschen Bundestag haben. So werden die Möglichkeiten von ver.di bei der Auswahl geeigneter Persönlichkeiten eingeschränkt, zudem entgehen den Gerichten viele gute Leute.
Ich finde, es ist an der Zeit, dies zu ändern und das Richteramt auch für Menschen ohne deutschen Pass zu öffnen.
Klaus Schrage, Nürnberg
Hintergrund "Der weite Weg zum ersten Tor", ver.di publik 6_2022
Danke für den ausführlichen und informativen Beitrag über die immer noch ausbeuterische Beschäftigung vieler Wanderarbeiter im WM-Land Katar. Auch der Kommentar von Heike Langenberg, der die zutreffende Überschrift "Des Fussballs nicht würdig" trägt, spricht mir aus dem Herzen. Die Misere ist ja beileibe nicht neu. Erfreulich, dass es internationalen Gewerkschaften gelungen ist, die rechtliche Lage der Wanderarbeiter zu verbessern. Aber das kann nur der Anfang sein. Nach wie vor sind die meisten Arbeiter menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Und das in einem der reichsten Länder der Welt, wo an Einheimische die höchsten Löhne bezahlt werden. Auch nicht verwunderlich, dass bei bis zu 15 Stunden täglicher Arbeit unter Temperaturen von 40 Grad und mehr im Lauf der Jahre Tausende Arbeiter gestorben sind.
Wie konnte man die WM nur an ein solches Land vergeben?
Es muss, gerade für die Zukunft, durch Boykott, und wo dieser zu spät kommt, durch massiven öffentlichen Protest der Akteure, internationaler Druck gegen solche unmenschlichen Arbeitsbedingungen, egal wo sie vorkommen, ausgeübt werden.
Wolfgang Loskant, per E-Mail
Zum Leserbrief von Holger Griebner, eines früheren, politischen "Weggefährten", ver.di publik 6_2022
Der Leserbrief kommt ganz harmlos daher; es scheint nichts wirklich Böses drinzustehen. Was man halt so schreibt, wenn man entschieden links sein will: "Für einige Wenige ist der Krieg ein großes Geschäft. Sie bestimmen die Leitlinien der Ampel-Politik, je länger der Ukrainekrieg andauert".
Mir graust es bei solchen Sätzen; hier nimmt Verschwörungsdenken seinen Anfang.
Hat der Autor irgendeinen Hinweis auf entscheidende Einflussnahme im Hintergrund? Können wir vielleicht einfach mal annehmen, dass die Bundesregierung aus eigener Überzeugung handelt?! Und zur Kenntnis nehmen, dass ziemlich viele Menschen Waffen für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland für richtig halten? Das muss man nicht teilen, es gibt gute Gründe zur Diskussion. Aber das Konzerninteressen-Tralala tut so, als wäre die Regierung ansonsten allein und es gäbe keine andere Erklärung.
Ganz nebenher: Der DAX hat abgenommen von Januar (Anfangskurs 15.884,86) auf Ende September (Schlusskurs 12.114,36). Ist das "durch die Decke schießen"?! Aber wenn man schon immer die Konzernvertreter am Kabinettstisch wähnte, dann ficht einen das wohl nicht an.
Noch so ein Satz: "Für die große Mehrheit ist jede gelieferte Waffe und jede neue Wirtschaftssanktion ein Schuss ins eigene Knie". Gemeint ist wohl nicht die Mehrheit der Ukrainer*innen – die werden ganz real und nicht von eigenen Schüssen verletzt und hoffen in der Mehrheit anscheinend weiter auf unsere Unterstützung. Sie würden sich vielleicht auch wundern über die Behauptung, "unser Land" werde "ruiniert". Was soll's, man muss Prioritäten setzen und dafür sind starke Worte immer zu gebrauchen. Was geht uns die Ukraine an – wir wollen heizen. Die Weltlage ist gerade ziemlich kompliziert und auch unter Linken ist vieles strittig. Das Mindeste, was wir uns schuldig sind: genauer zu sein in den Argumenten, auf billige Diffamierungen (Kriegstreiber, Vertreter von Konzerninteressen) zu verzichten, ehrlicher zu sein mit uns selbst. Die billige Rechthaberei sollten wir seit 1989 hinter uns gelassen haben.
Peter Herholtz, Ahrensburg
Aus den Bezirken "Gegen Geschichtsklitterung", ver.di publik 6_2022
Wer sich dem Roulette mit einem mehr als zweifelhaften Gentec-Impfstoff entzieht und dafür noch mit "Schwurblern" gemeinsam demonstriert, wird unbesehen in die rechte Ecke gestellt. Das tut weh, denn ich und die meisten sind weder rechtsoffen noch antisemitisch noch Geschichtsverdreher, da aber alle Gruppierungen von links bis grün in dieser Frage versagt haben, schlucken wir diese bittere Pille.
Gerda Kollmeyer, per E-Mail
Ohne auf die Hintergründe dieser Pandemie einzugehen, wehre ich mich mit aller Schärfe gegen die Aussage des stellvertretenden Landesbezirksleiters Sinan Öztürk und des ver.di-Sekretärs Ulli Schneeweiß. Kritische Bürger werden pauschal in die rechte Ecke gestellt und diffamiert.
Bernhard Entner, Bad Aibling
Wir freuen uns über jeden Leserbrief.
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