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Schon mein Onkel war Drucker im Buchdruck. Das wollte ich auch werden, aber meine Eltern meinten, es würde nicht mehr ewig gedruckt werden. Ich habe nicht auf sie gehört und direkt nach der Realschule bei Schaffrath in Geldern die dreijährige Ausbildung zum Medientechnologen Druck – so nennt man den Drucker heute – begonnen und sogar als Innungsbester abgeschlossen.

In der Ausbildung lernt man alle fünf Druckverfahren kennen: Tief-, Hoch-, Sieb-, Offset- und Digitaldruck. Am Ausbildungsplatz vertieft man eines der Verfahren praktisch. Ich habe im Bogenoffset bei Schaffrath gelernt. Nach der Ausbildung konnte ich leider nicht übernommen werden und wechselte in verschiedene andere Druckereien, bis dreieinhalb Jahre später eine Stelle bei Schaffrath frei wurde und ich zurückgeworben wurde.

Bei Schaffrath haben wir eine Bogendruck- und zwei Rollendruckmaschinen. Wie die Namen es schon verraten, werden entweder einzelne Bögen oder eine fortlaufende Papierbahn bedruckt. Mit den hausgroßen Maschinen, an denen ich tätig bin, können wir pro Zylinderumdrehung bis zu 48 Seiten auf einmal beidseitig bedrucken. An den Rollendruckmaschinen befinden sich Falzapparate, welche es uns in Verbindung mit den Randapparaturen ermöglichen, ein fertiges Produkt, beispielsweise ein Magazin, zu erstellen. Die Heatset-Rollenmaschinen härten die Farbe normalerweise mit gasbetriebenen Trocknern; um sie in Zukunft sicherer und umweltfreundlicher zu machen, betreiben wir zurzeit technische Entwicklungsarbeit.

Wir arbeiten im Drei-Schichtbetrieb mit Früh-, Spät- und Nachtschicht. Zu meinen Hauptaufgaben gehört es, die Maschine einzurichten, zu justieren, den Druckprozess zu starten und zu überwachen. Aber auch die Reinigung und Wartung der Maschinen gehören zu meinem Alltag. Die Druckformen für unsere Standardfarben Schwarz, Cyan, Magenta und Gelb müssen jeweils gewechselt und genau eingepasst werden. Dabei geht es um Abstände, welche im Zehntelmillimeterbereich liegen. Das prüfe ich mit dem Fadenzähler, einer Lupe, aber auch die Farbdicke messe ich mit einem speziellen Gerät, dem Densitometer, um auch optisch ein perfektes Produkt zu erzeugen. Die ver.di publik produzieren wir in mehreren Schichten über mehrere Tage. Manchmal müssen wir auch den Druck unterbrechen und die Druckform erneut wechseln, denn bei so hohen Auflagen nutzen sie sich ab.

In meiner Freizeit bin ich in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, wir fahren rund 50 Einsätze im Jahr. Nebenberuflich habe ich zudem eine Weiterbildung zum Medienfachwirt Print gemacht. Mit dem Abschluss kann ich bei Schaffrath weiter aufsteigen oder andere Tätigkeitsfelder bedienen. Zurzeit wird so viel Zellstoff verarbeitet wie nie zuvor. Ich glaube deshalb nicht, dass die Druckbranche bald sterben wird. Davon konnte ich inzwischen auch meine Eltern überzeugen.

Text: Marion Lühring, Foto: Michael Neuhaus