Ausgabe 04/2023
Nachrichten? Nein danke!
Wenn Sie diese Zeilen lesen, sind Sie Teil einer schwindenden Minderheit. Und wenn Sie ihnen auch noch glauben, dann gehören Sie zu einer vom Aussterben bedrohten Art. So das Ergebnis eines gerade erschienenen "Digital News Report 2023". Laut dieser Studie des Reuters Institute verändert sich gerade der Nachrichtenkonsum dramatisch und zwar weltweit.
Dass es bald keine gedruckte Tageszeitung mehr gibt, wusste man schon. Anders als gedacht gleicht aber ihre digitale Entsprechung die Leerstelle nicht aus. Nur die Wenigsten sind bereit, Geld für ein Online-Abo auszugeben. Fernsehnachrichten werden nur noch für Senioren ausgestrahlt, aber selbst die Gruppe der Facebook- oder Twitter-Nutzer, die sich über eine schnelle News-Auswahl informiert, ist nicht mehr die jüngste. Ja, Menschen sind wie nie zuvor digital unterwegs, dafür nehmen sie immer weniger tagespolitisches Geschehen zur Kenntnis (in Deutschland nur noch 52 Prozent, das sind 22 Prozent weniger als noch vor 8 Jahren). In allen Ländern sinkt das Vertrauen in die Berichterstattung. Kein Wunder, wenn selbst Politiker "Lügenmedien" anprangern. Laut Reuters-Studie wird die Möglichkeit mehrheitlich vermisst, zwischen Realität und Fake News noch unterscheiden zu können. Erstaunlich ist auch, dass die Befragten ihre wachsende Unzufriedenheit mit den Algorithmen kundtun, die Meldungen aufgrund ihrer angeblichen Präferenzen für sie auswählen. Kein Filter hilft den Nutzern gegen schlechte Laune, und das ist der springende Punkt: Immer mehr Menschen sind aktualitätsmüde. Unverständlich ist das nicht: Wer hat niemals das Radio ausgemacht, um zum Frühstück keine Kriegsgräuel aus der Ukraine serviert zu bekommen? Besonders in der jüngeren Generation werden "positive", "lösungsorientierte" Infos vermisst. Daher sind Medien wie Instagram, Snapchat und vor allem TikTok im Aufwind, die mehr auf Bild und Gefühlsvermittlung als auf Text und Hintergründe setzen. Freilich mehren sich parallel dazu gute Podcasts, sie werden aber eher von einer gebildeten Minderheit gehört. Wie man hört, sollen Nachrichten künftig von KI, Künstlicher Intelligenz verfasst werden. Bleibt nur noch Automaten zu bauen, die diese auch lesen.