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Fallende Blätter

In einer Karaoke-Bar lernen sich die Gebeutelten kennen: Ansa wurde gerade im Supermarkt gefeuert, weil sie abgelaufene Lebensmittel gestohlen hat. ­Holappa ist dem Alkohol verfallen. Gemeinsam könnten sie ­ihren tristen Alltag besser ertragen, aber seine Sucht steht der Beziehung im Wege. Mit dem für ihn ­typischen lakonischen Humor entfaltet Aki Kaurismäki seine Romanze, die mit ihrer altmodischen Ausstattung auf die 1960er Jahre verweist, aber in der Gegenwart spielt. Den Figuren haftet dabei Unwirkliches an. Wie Zombies bewegen sie sich durch die Erzählung, ausdruckslos schauen sie in die Kamera und erscheinen wie abwesend. Ihre Sehnsucht nach Liebe drückt sich in der Musik aus, es sind Motive aus Tschaikowskys Pathétique, die sich über die kargen Dialoge legen. Bei aller Melancholie trotzen die Loser den Widrigkeiten. Doch aus­gerechnet nachdem der Trinker seinen Entzug geschafft hat, erleidet er einen schweren Unfall. Ein tragisches Ende aber erspart uns der Regisseur, der in Cannes verdient den Preis der Jury entgegennahm. Stattdessen stellt er seinem angeschlagenen Paar einen herrenlosen Hund zur Seite, so knuffig und allerliebst, dass einem das Herz aufgeht.

Kirsten Liese

FIN/D 2023, R: Aki Kaurismäki, D: Alma Pöysti, Jussi Vatanen, Janne Hyytäinen u.a., 81 Min., KINOStart 14.9.2023

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The Lost King

Eine Shakespeare-Aufführung gibt den Anstoß: Philippa will herausfinden, ob Richard III. tatsächlich wie überliefert ein Kindermörder und unrechtmäßiger Thronfolger war. Wiewohl es der Hobbyhistorikerin aus Edinburgh niemand zutraut, findet sie 2012 die berühmten Gebeine des Regenten, unter einem unscheinbaren Parkplatz! Die irre Geschichte müsste man erfinden, wenn sie sich nicht tatsächlich zugetragen hätte. Altmeister Stephen Frears erzählt sie mit Leichtigkeit, Herzenswärme, britischem Humor und einer charmant gegen Windmühlen kämpfenden Hauptdarstellerin. Wohl die wenigsten hätten an Philippa Langleys Stelle die Energie für einen solchen Kraftakt aufgebracht. Schließlich leidet Philippa an einer chronischen Ermüdungserscheinung, ihr Mann will sich von ihr scheiden lassen, und in ihrem Agenturjob gibt es auch noch Probleme. Und doch versteht man, was sie antreibt, schließlich tritt ihr im Film der König leibhaftig gegenüber und bestärkt sie in ihrem Vorhaben. Den Ruhm für den sensationellen Fund kassiert allerdings die Universität, die sie nur verlachte. Erst Jahre später würdigte Queen Elisabeth Philippa für Ihre Verdienste.

Kirsten Liese

GB 2022, R: Stephen Frears, D: Sally

Hawkins, Steve Coogan, Harry Lloyd, 108 Min., KINOStart 14.9.2023

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Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris

Was sich alles erreichen lässt mit ein bisschen Verständnis, Geduld und Neugier auf die, die sich anders verhalten als man selbst, zeigt diese heitere Tragikomödie, die in Skandivanvien zum Überraschungserfolg wurde. Inger lebt in einem betreuten Heim, sie ist als junge Frau schizophren geworden, ausgelöst durch die Trennung von ihrem französischen Liebhaber. Ihre jüngere Schwester kümmert sich um die Zwiegespaltene, seit sie 17 ist. Nun unternehmen sie und ihr Mann Vagn mit Inger eine Bus-Pauschalreise nach Paris. Schnell kommt es zu Spannungen in der Reisegruppe. Ein Familien­vater wird wütend, weil sie ständig nicht Jugendfreies ausspricht. Sein Sohn jedoch sucht Ingers Nähe mehr als die seiner zerstrittenen Eltern. Immer öfter rettet die Kranke allen den Tag, sei es durch ihr gutes Französisch oder ihren Witz. Diese Reise wird Inger nicht heilen, aber alle einander näherbringen. Der dänische Regisseur Niels Arden Oplev (Verblendung) hat hier die Geschichte seiner eigenen Geschwister erzählt, weshalb dieser anrührende Film ohne jedes Klischees auskommt und emotional angenehm überrascht.

Jenny Mansch

DNK 2023, R: NIELS ARDEN OPLEV, D: SOFIE GRÅBØL, LENE M. CHRISTENSEN, ANDERS W. BERTHELSEN U.A., 106 MIN., KinoSTART 27.9.2023