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Ein Mittelmeerstrand im Sommer 2023. Wie gewöhnlich lassen sich hunderte Urlauberinnen und Urlauber mal bäuchlings, mal rücklings auf dem Sand grillen, doch seltsamerweise ist im Wasser niemand zu erblicken. Nur einer schwimmt, jedoch in einen Anzug gekleidet, der ihm vom Hals bis zum Knöchel reicht, dem Burkini muslimischer Frauen ähnlich. Der Grund für die Badeabstinenz lässt sich leicht erkennen. Am Meeresrand angespült liegen glibberige, violette Disken. Feuerquallen. Immer öfter kommt es vor, dass man beim Schwimmen von Tentakeln der Nesseltiere getroffen wird. Gefährlich ist das nicht, aber wer die brennende Erfahrung schon gemacht hat, möchte sie nicht wiederholen. Der Grund für die Plage ist bekannt: Je wärmer das Meer, desto zahlreicher vermehren sich die Quallen, zumal ihre natürlichen Feinde durch Überfischung verschwunden sind. Ein Profitaucher erzählt, er muss heute 40 Meter in die Tiefe gehen, um die Fischvielfalt wiederzufinden, die früher beim Schnorcheln anzutreffen war. Von der artenarmen Oberfläche mit Badewannentemperatur wird also nun eine weitere Spezies vertrieben: Touristen. Ohne Meer ist der Strand nur der halbe Spaß, und dieser ist auch woanders und zu billigerem Preis zu haben. Möglicherweise sind also die quabbeligen Urtiere dabei, ganze Küstengebiete in den Wirtschaftsruin zu treiben. Zwar hätte das in Zeiten der Trinkwasserknappheit auch positive Konsequenzen für die Einheimischen. Der gemeine Tourist verbraucht nämlich doppelt so viel Wasser wie die Einheimischen. Selbst bei den Zuvorkommenden unter ihnen hört die Gastfreundschaft beim Verdursten auf. Doch lebt man nicht nur von Wasser allein, und da seit Jahrzehnten die Tourismusbranche sämtliche anderen örtlichen Existenzmöglichkeiten verschlungen hat, fragt sich, wovon sich die Einheimischen künftig ernähren werden. Vom Fischfang jedenfalls nicht. Auf Korsika werden neuerdings tote Quallen als Düngemittel in der ökologischen Landwirtschaft verwendet. Und die chinesische Küche kennt viele Rezepte, um Quallen als erfrischende Salate zuzubereiten. Von China lernen, heißt überleben lernen.