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Foto: Michael Bause

Immer wieder reiste der Kölner Fotograf Michael Bause im Verlauf von drei Jahren an die deutsch-polnische Grenze. Manchmal war er Tage unterwegs, manchmal Wochen. Ein "fotografischer Grenzgang" entlang Oder und Neiße ist sein Fotoprojekt geworden, das nun als Bildband erschienen ist. Die früher befestigte Grenze ist heute kaum noch als solche zu erkennen. 923 Grenzmarkierungen sind Marker, aber auch rot-weiße Schlagbäume mitten im Wald. Stille Landschaften zeichnen seinen Weg durch die historisch so aufgeladene Region; Bause startete seinen Grenzgang auf Usedom und lief bis Zittau. Wo Schriftsteller sich ihrem "Bewusstseinsstrom" in Worten hingeben, arbeitet Bause an einem solchen Strom aus Bildern, um das Ineinanderfließen von Eindrücken auf seiner Wanderung darzustellen. Auch begegnet er unterschiedlichen Anwohnern, die im Buch zweisprachig in Deutsch und Polnisch zitiert werden und sagen, dass sie nirgends anders würden wohnen wollen. Bause fand eine Landschaft, "die auf beiden Seiten der Grenze in Ruhe gelassen wurde". Für den Fotografen verbindet diese Gegend die Menschen mehr miteinander, als dass sie sie trennt. Der Bildband wird ergänzt durch einen Essay Christiane Hoffmanns, sie berichtet darin von ihren familiären Erfahrungen und erinnert daran, dass die deutsch-polnische Grenze durchlässiger war als die innerdeutsche.

MICHAEL BAUSE: "GRENZGANG/POGRANICZNICY", REVOLVER PUBLISHING, 212 S., CA. 140 ABB., DEUTSCH/POLNISCH, 28 €