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Ich bin ausgebildete Kinderkrankenschwester und habe viele Jahre auf der Kinderchirurgie gearbeitet. 2018 bin ich nach meiner Elternzeit in die Anästhesiepflege gewechselt – dort arbeite ich in Teilzeit und meist im Frühdienst, aber mit vielen Bereitschaftsdiensten. In der Anästhesie sorge ich – zusammen mit dem Arzt/der Ärztin – dafür, dass die Patient*innen zur OP schlafen, keine Schmerzen haben, dass die Beatmung läuft und sie nach der OP wieder gut wach werden. Es ist mir wichtig, Zeit für die Patienten zu haben, so dass ich ihnen die Angst nehmen kann, sie vor der OP beruhigt sind und danach mit einem guten Gefühl rausgehen können. Es ist ein schöner Beruf, die Arbeit macht mir trotz aller Überlastung immer noch große Freude.

Immer weniger Personal

Bei ver.di bin ich schon seit meiner Ausbildung. Damals gehörte das noch zum guten Ton, in die Gewerkschaft einzutreten. Aber erst mit unserer letzten Tarifrunde bin ich wieder aktiv geworden. Der Frust war groß: Immer weniger Personal, alle überlastet. Gute Pflege leisten zu können, war einfach nicht mehr machbar. Und auch mit der Inflation war klar, dass bei dieser Tarifrunde einfach mehr laufen muss. Beim ersten Arbeitsstreik Ende letzten Jahres hat uns ein ver.di-Organizer-Team vor Augen geführt, wie viel Stärke wir haben: Wir sind eins der größten Teams mit 60 Leuten und ohne uns laufen keine OPs. Sie haben uns bestärkt, dass wir selbst aktiv werden müssen, dass wir uns organisieren und zusammenhalten müssen und auch Ideen einbringen können. Da habe ich Feuer gefangen und von da an die Tarifrunde aktiv mitgestaltet.

Ich habe die großen Streiktage im März mit organisiert und im Vorfeld eine Umfrage zur Streikbereitschaft in unserer Abteilung gemacht. Auf Teamkarten von ver.di hatte ich das gesamte Team aufgelistet und dann mit jeder*m einzelnen gesprochen: Wie seht ihr die Tarifrunde? Wer unterstützt uns? Und vor allem: Wer ist streikbereit? Je mehr Kreuze ich auf der Liste hatte, umso einfacher war es, die Leute zu überzeugen. Nach diesen Gesprächen waren aus drei ver.di-Mitgliedern unserer Abteilung 49 geworden! Wir sind jetzt zu über 80 Prozent organisiert. Dann habe ich mir aus der OP-Pflege – auch ein großes Team – zwei Leute gesucht, die haben das in ihrem Bereich weitergeführt. Ich bin ganz stolz darauf, was wir hier bei uns im Haus erreicht haben. Wir waren vor der Runde mit 150 Leuten in ver.di – bei 3.000 Mitarbeitern – und mittlerweile sind wir bei 700!

Die aktive Arbeit hat mir viel Spaß gemacht – ich hatte Lust auf mehr und bin mittlerweile auch in der Bundestarifkommission. In der laufenden Tarifrunde der Länder kann ich den Beschäftigten dort nur sagen: Wenn man etwas verändern will, muss man es anpacken. Es muss jemanden geben, der anfängt, der den Mut hat aufzustehen. Wenn viele zusammenhalten, können wir etwas erreichen.