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Es gibt zwei Sorten von Millionären. Die einen sind öffentlichkeitsscheu und wollen partout nicht auffallen. Die anderen strotzen vor Sendungsbewusstsein und verpassen keine Gelegenheit, die Welt mit ihren Lebensweisheiten zu belästigen. So einer ist Wolfgang Grupp, Chef des Textilunternehmens Trigema. Mit 81 Jahren und einem Vermögen von über 100 Millionen denkt er offenbar von sich, Vorbild für jüngere Manager zu sein. Zum Beispiel im Umgang mit Betriebsräten. Neulich meinte er in einem Vortrag, Betriebsräte seien grundsätzlich dazu da, um dem Vorstand "Probleme vom Hals zu halten" und den Mitarbeitern Bescheid zu sagen, "wenn sie Dinge machen, die nicht in Ordnung sind" (und nicht umgekehrt, wie manche Extremisten meinen, um die Interessen der Mitarbeiter zu vertreten und den Vorstand zu überwachen). Doch in der Praxis schaffen Betriebsräte "laufend Probleme, wo gar keine waren", so Grupp. Und er hat auch eine Erklärung für diesen Umstand: "Die guten Leute wollen mit dem Scheiß gar nichts zu tun haben." Nicht die Institution Betriebsrat sei schlecht, sondern die Menschen (man hört sofort: Männer), die sich dafür aufstellen lassen. Es seien nämlich solche, die "zu Hause nichts zu sagen haben" – und im Betrieb die Gelegenheit nutzten, endlich den Mund aufreißen zu dürfen.

Diese Betrachtung kollidiert allerdings mit einem anderen Aspekt von Grupps Weltanschauung. In einem weiteren Interview sagt er nämlich, dass zu Hause die Frau das Sagen haben soll. Es sei eine "verkehrte Welt", wenn Frauen die Jobs wollen und die Männer sich um Haushalt und Kinder kümmern. Wer soll sich nun also aufstellen? Anscheinend bliebe für Betriebsräte nur noch eine Option: die Einführung des Zölibats.

Derweil hat Grupp eine günstige Lösung gefunden: Er sucht sich die Betriebsräte selbst aus. "Wir haben alle zwei, drei Jahre eine Betriebsversammlung. Die geht sehr schnell, da gibt es keine Stühle. Da steht man. 20 Minuten lang wird die der Form halber abgehalten – und dann ist gut." 2024 sollen Grupps Kinder Bonita und Wolfgang junior die Trigema-Führung übernehmen. Man mag gespannt sein, ob sie auch die Philosophie des Patriarchen übernehmen, oder ob sie ganz progressiv ihren Betriebsrat mit Stühlen ausstatten werden.