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Anders als die Klimaforschung mit ihren komplizierten Messdaten und aufwendigen Modellen ist die Erforschung des ­sogenannten Konsumklimas denkbar einfach. Monatlich werden vom Nürnberger Marktforscher GfK Umfragen und Prognosen zur Verbraucherstimmung in Deutschland bekanntgegeben. Sie lesen sich wie Binsenweisheiten, auf die jeder halbwegs informierte Mensch von allein gekommen wäre. Braucht es wirklich Konsumexperten, um festzustellen, dass „die hohe Inflation für die Neigung zum Sparen eine wichtige Rolle“ spielt? Oder dass „die steigenden Preise für Lebensmittel an der Kaufkraft der Einkommen der privaten Haushalte knabbern“? Wer hätte wohl gedacht, dass „die Verbraucher in absehbarer Zeit nicht mit einem spürbaren Aufschwung der Wirtschaft rechnen“? Ende November berichtet die GfK wieder Düsteres: Die Einkommensaussichten werden pessimistisch beurteilt, die Anschaffungsneigung verharrt im Keller und die Konsumneigung tritt auf der Stelle. Und doch wird eine gute Nachricht vermeldet. So schlecht die Stimmung auch ist, schlechter als im ­vorigen Monat ist sie nicht. Mehr noch: Für Dezember läge die Prognose für das Konsumklima bei einem Wert von minus 27,8 Punkten um 0,5 Punkte höher als im November. Das reichte, um den Bericht mit dem Titel aufzupeppen: „Abwärtstrend vorerst gestoppt“, was ihrerseits die meisten Zeitungen mit der Schlag­zeile übersetzten: „Konsumstimmung hellt sich zum Weihnachtsgeschäft auf“. Ohne Experte zu sein, möchte man hierzu eine Hypothese riskieren: Dass im Dezember etwas mehr verbraucht wird als im November, mag daran liegen, dass viele Beschäftigte für die Festtage eine Sonderzahlung erhalten haben. Freilich nicht alle: Laut einer neuen Studie der Hans Böckler Stiftung erhalten nur 53 Prozent Weihnachtsgeld. Mit enormen Unterschieden. In manchen Branchen wird ein volles 13. Monatsentgelt gezahlt, während andere wie etwa das Gebäudereinigungshandwerk gar nichts bekommen. Benachteiligt werden wie immer Ostdeutsche gegenüber Westdeutschen, Frauen gegenüber Männern, Teilzeit- gegenüber Vollzeitbeschäftigten, befristet Angestellte gegenüber ­Unbefristeten. Allerdings wird eine Konstante festgestellt: Den größten Unterschied macht, ob Beschäftigte nach Tarif­vertrag bezahlt werden oder nicht. Von den ersten bekommen doppelt so viele Weihnachtsgeld wie Beschäftigte ohne Tarifvertrag. Daraus ließe sich leicht schlussfolgern, dass die beste ­Medizin für das Konsumklima ein guter Tarifvertrag sei. Auf die Idee kommen unsere Marktexperten seltsamerweise nicht.