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Evgeniy Pavlov

Ukrainian Dreamers. Charkiwer Schule der Fotografie

Bilder sagen nicht nur sprichwörtlich mehr als tausend Worte. Eindrücklich zeigen dies die Fotografien der „Charkiwer Schule der Fotografie“. Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, steht seit Beginn des russischen Angriffskrieges immer wieder unter Beschuss, nur wenige Kilometer trennt sie von der russischen Grenze. Kaum etwas ist dort heute noch so, wie es einmal war. Aber Charkiw ist großen Erschütterungen immer wieder ausgesetzt gewesen, und von diesen zeugen die ausgestellten Bilder von rund 40 Fotograf*innen aus vier Generationen, die seit dem Ende der 1960er Jahre entstanden sind. Das Besondere an den Bildern ist, dass sie ­weniger dokumentarisch sind, sondern vielmehr inszeniert. Es wird arrangiert, collagiert oder auch mal mit einem extremen Weitwinkel dramatisch fokussiert. Die Instabilität der Breschnew-Ära, der Zusammenbruch der UdSSR, die ­erneute Unabhängigkeit, zwei Revolutionen bis hin zum anhaltenden Krieg – alles spiegelt sich in den teils traumhaften Werken. Alternative nennt Evgeniy Pavlov eine seiner Collagen von 1985, die zeigt: Ein Leben ohne Krieg ist möglich. Petra Welzel

Kommunale Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin, DI bis FR 10 bis 17 Uhr, MI 10 bis 19 Uhr, SA/SO 11 bis 17 Uhr, bis 2. Juni 2024

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Margarete Jakschik

Only Lovers Left

Sie sind schon lange ein Paar, haben aber noch nie gemeinsam ausgestellt. Doch jetzt tun sie es. Margarete Jakschik, in Polen geboren, und Friedrich Kunath, geboren in Ostdeutschland, 2007 zusammen nach Los Angeles weitergezogen, ­zeigen in der Kunsthalle Düsseldorf gemeinsam unter dem Titel Only Lovers Left (Nur noch Liebende) eine Auswahl ihrer Werke. Dass sie seit bald zwanzig Jahren in Amerika leben, sieht man ihren Arbeiten an. Aber auch ihre Herkunft, vor allem ein Hang zur deutschen Romantik, spricht aus ihren Bildern, Gemälden und Fotografien. Wie etwa in Kunaths winterlichem Tannenwald im Morgen- oder Abendrot, durch den kleine Comicfrüchte fröhlich musizierend wandern. Oder in Jakschiks Fotografie Morgendliche Pracht, ­einer Aufnahme eines Gartenteichs, in dem verwelkte rosa Blüten und Grünzeug im morgendlichen Licht treiben und eigentlich nur noch Ophelia – die Mutter aller weiblichen Wasserleichen – fehlt, um das Sinnbild romantischer Liebe zu vervollständigen. Schaurig schön bis warmherzig sonnig kommen ihre ­Arbeiten daher und sind natürlich nicht nur für Liebende gemacht. Petra Welzel

Kunsthalle Düsseldorf, Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf, DI bis SO und Feiertage 11 bis 18 Uhr, bis 9. Juni 2024

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Cosima von Bonin

Cosima von Bonin. Feelings

Was für Stapel und warum fällt er nicht auseinander? Die Frage stellt sich unweigerlich vor dieser Installation von Cosima von Bonin: Bücher, DVDs, Kataloge, ein Mix aus hoher Kultur, Literatur, Fashion und Pop türmen sich an einer Wand in vier Stapeln, zwischen die Plüschtiere aus Comicserien übereinander gequetscht sind. Irgendwie hat alles mit allem zu tun und alles auch seine Berechtigung, scheint der ungewöhnliche Turm deuten zu wollen. Er schafft es auf jeden Fall, seine Betrachter*innen in den Bann zu ziehen, sich mit ihm und seinen Einzelteilen zu beschäftigen. Dann wieder trifft man in der Ausstellung auf eine orange-weiße Rakete, die ganz allein frei im Raum sicher auf ­ihrem Sockel steht. Poppig sieht auch sie in ihrer knappen Farbigkeit aus. Und so wandelt man durch die mal mehr, mal weniger schrillen Arbeiten der Künstlerin, lässt sich von ihnen einfangen und kommt immer wieder ins Nachdenken. Und muss unweigerlich oft schmunzeln und lachen. Kurzum, ­eine Ausstellung, die sich insbesondere an grauen Tagen richtig gut anfühlt. Petra Welzel

Schirn, Römerberg, 60311 Frankfurt a.M., DI/FR bis SO 10 bis 19 Uhr, MI/DO 10 bis 22 Uhr, bis 9. Juni 2024