Ausgabe 02/2024
Die Diskrete
Von Beruf bin ich gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte und vor 25 Jahren zur Vereinigte Volksbank eG, damals Volksbank Sulzbachtal eG (Saarland), gewechselt. Anfangs habe ich im Sekretariat gearbeitet, später in anderen Abteilungen und nun bin ich in der Kreditsachbearbeitung. Meine Herzensangelegenheit aber ist das, was ich seit zehn Jahren hauptsächlich mache, nämlich meine Beratungsarbeit als Vertrauensperson für schwerbehinderte Menschen. Zusätzlich bin ich auch Betriebsratsmitglied. Das Amt der Schwerbehindertenvertretung ist meine Berufung. Deshalb bin ich froh, an meinem Arbeitsplatz den Freiraum zu haben, vielen Menschen helfen zu können. Die Zahl der Schwerbehinderten-Anträge hat insgesamt stark zugenommen, vor zehn Jahren waren es mal 14 schwerbehinderte Beschäftigte, dann waren es zeitweise nach mehreren Fusionen sogar über 70. Nach Renteneintritten sind es heute noch fast 60 von insgesamt 450 Beschäftigten.
"Immer öfter geht es um psychische Probleme"
Die meisten Betroffenen rufen mich erstmal an und bitten um ein vertrauliches Gespräch. Ich frage sie dann, ob sie in mein Büro kommen wollen oder ob wir uns außerhalb an einem neutralen Ort treffen sollen. Immer öfter geht es um psychische Probleme. Die Gesellschaft betrachtet das noch allzu häufig als Makel. Deshalb ist es vielen Betroffenen sehr unangenehm, wenn andere davon erfahren. Gerade psychische Erkrankungen nehmen aber leider zu. Auch weil immer weniger Menschen immer mehr Arbeit erledigen müssen. Das betrifft alle Branchen. Die Zunahme von psychischen Erkrankungen zeigt auch, wie wichtig die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz ist, insbesondere die psychische Gefährdungsbeurteilung. Im Beratungsgespräch schildern mir die Ratsuchenden dann zunächst ihre Erkrankung. Nicht selten fließen dabei Tränen. Gemeinsam stellen wir dann den Antrag auf Anerkennung der Schwerbehinderung. Wenn der Bescheid ergangen ist, geht es darum, eine Gleichstellung zu erlangen. Dies ist möglich bei einem Grad der Behinderung von 30 bis 40. Bei Anerkennung ist man Schwerbehinderten gleichgestellt.
Das Amt der Schwerbehindertenvertretungen wird immer wichtiger und die Nachfrage in den Betrieben steigt. Wir sind nicht nur Zuhörer, betriebliche Helfer, Impulsgeber – oftmals werden wir als Herzensmenschen bezeichnet. Durch unser fundiertes Wissen sind wir Expertinnen rund um das Thema Schwerbehindertenrecht. Umso wichtiger ist es, dass auch unsere Rechte, wie zum Beispiel die Freistellung, dringend überarbeitet werden.
Bei ver.di bin ich aus Überzeugung. Egal ob es um Gehaltszahlungen oder um den Rechtsschutz am Arbeitsplatz geht, die Mitgliedschaft macht Sinn. Da ich den ganzen Tag mit Krankheiten zu tun habe, befasse ich mich in meiner Freizeit gerne zum Ausgleich mit guten Büchern und schöner Musik.