Was können Mitglieder tun, um in ihrem Betrieb aktiv zu werden? Wie gewinnt man weitere Mitglieder, um mehr durchzusetzen? Wir stellen verschiedene "Werkzeuge" vor, die in gewerkschaftlicher Arbeit und Auseinandersetzungen erfolgreich eingesetzt werden. Dieses Mal erzählt Matthias Than, Betriebsratsvorsitzender bei der Deutschen Post AG Niederlassung Nürnberg, von seinen Erfahrungen mit der "Neumitarbeiter*innen-Ansprache".

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Foto: privat

Wann sprichst du die Neuen auf ver.di an? Am allerersten Tag. Für unsere neu eingestellten Beschäftigten gibt es einen sogenannten Willkommenstag. An diesem Tag hat der Betriebsrat grundsätzlich das Recht sich auch vorzustellen, was wir natürlich machen. Und nach dem offiziellen Teil bitten wir die Beschäftigten in unsere Räume und stellen uns als Gewerkschaftsvertreter nochmal richtig vor und informieren sie über die tollen Leistungen, die Vorteile, die Sinnhaftigkeit unserer Gewerkschaft.

Warum so frühzeitig? Dass es bei uns Betriebsräte gibt und so eine tolle Gewerkschaftsarbeit gemacht wird, ist eine gute Information für neue Beschäftigte. Und dann – für uns auch eins der Hauptargumente einer Gewerkschaftsmitgliedschaft – müssen Beschäftigte geschützt werden, und zwar in vielen Bereichen. Gerade bei der Post gibt es viele Kfz-Unfälle und Regress-Forderungen gegen unsere Beschäftigten. Da gibt es diesen gewerkschaftlichen Schutz von ver.di, aber auch die gewerkschaftliche Unterstützung der GUV-Fakulta. Und weil bereits ab dem ersten Tag was passieren kann, ist es gut, diesen Schutz so schnell wie möglich zu haben und natürlich davon zu wissen.

Treten am ersten Tag schon Leute ein? Wir haben im Durchschnitt pro Woche 10 bis 15 Neueinstellungen. Jeden Montag ist dieser Willkommenstag und es gab bisher keinen einzigen Tag, wo nicht jemand sofort eingetreten ist. Im Durchschnitt tippe ich, dass wir immer 50 bis 60 Prozent gleich am ersten Tag für uns gewinnen. Unsere Niederlassung hat aktuell 5.700 Beschäftigte und wir haben hier einen Organisationsgrad von fast 90 Prozent.

Beeindruckend! Wie macht ihr danach weiter? Das wird dann durch unsere Betriebsgruppen und unsere Vertrauensleute weitergeführt. Sie versuchen, jeden Neueingestellten an seiner Arbeitsstätte irgendwann mal anzusprechen: "Kennst du ver.di, bist du informiert?" und so weiter. Das Wichtigste ist tatsächlich das "Machen", also Leute explizit anzusprechen, und zwar verbal Auge in Auge, Face to Face.

Was ist dein wichtigster Tipp? Tatsächlich ist das der einzige und meiner Meinung nach beste Tipp: Ansprache ist die Lösung. Wir brauchen kein Formblatt zu entwickeln, keinen super gestalteten Flyer. Wir brauchen uns als Betriebsräte und Vertrauensleute nicht in Büros reinzusetzen und auf Anrufe zu warten, sondern wir müssen raus in die Fläche – dort, wo die neu eingestellten oder noch eventuellen Nichtmitglieder sind – und müssen sie gezielt ansprechen. Nicht warten, sondern machen! Und das gilt für ganz ver.di: Wir müssen MACHEN – das muss großgeschrieben werden. E-Mails, Flyer, Social Media – das sind alles Bausteine, die wir brauchen. Aber nichts davon ersetzt das persönliche Gespräch!

ver.di bietet dieses und anderes "Gewerkschaftswerkzeug" in Schulungen an. Einen tieferen Einblick und Materialien findest du auf der Seite des Projektes Zukunft der Mitgliedergewinnung unter zdm-werkzeuge.verdi.de