Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie verroht und gespalten auch unsere Gesellschaft hierzulande inzwischen ist, dann wird er dieser Tage nahezu täglich geliefert: Politisch engagierte Menschen, die für die anstehende Europa-Wahl Wahlplakate aufhängen, werden nicht nur verbal, sondern auch körperlich gewalttätig angegriffen, gar krankenhausreif geschlagen.

Wie konnte es so weit kommen, dass unterschiedliche Standpunkte nicht mehr im Austausch von Argumenten diskutiert, sondern im wahrsten Sinn des Wortes niedergemacht werden? Über diese Frage wird gerade wieder viel gesprochen, Hass und Hetze in den Sozialen Medien, teils von rechten Politiker*innen geschürt und befeuert, werden als Hauptursachen benannt. Doch was dagegen tun? Die Antwort darauf geben die Geschlagenen selbst: Nicht wegducken, nicht aufgeben, weiter das Gespräch suchen.

Wie wichtig es ist, miteinander im Dialog zu bleiben, auch wenn die Differenzen unüberbrückbar scheinen, erleben wir alle immer mal wieder. Das kann im Privaten passieren, in einem Arbeitskonflikt zu einem Stillstand führen und eben auch an einer Straßenlaterne, an deren Pfeiler Wahlplakate aufgehängt werden, eskalieren. Dass dennoch das persönliche Gespräch am Ende zu einem Ergebnis führt – manches Mal auch durch eine Schlichtung –, ist in unserer Gewerkschaftsarbeit Alltag. Nach über einem Jahr Verhandlungen, Streiks und nicht mehr miteinander reden hat es in der Tarifrunde im Handel in Hamburg einen ersten Abschluss gegeben (Seite 4). Und weil es für so einen Erfolg immer viele ver.di-Mitglieder braucht, ist auch das persönliche Gespräch mit den Beschäftigten unerlässlich, um sie für die Sache zu gewinnen. Wie das unsere Mitglieder bei der Post machen, steht ebenfalls auf der Seite 4. Vor allem es MACHEN ist aus ihrer Sicht entscheidend. In diesem Sinn: Bleiben wir im Gespräch!

Petra Welzel

Chefredakteurin der ver.di publik

Die nächste Ausgabe der ver.di publik erscheint Ende Juni 2024