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Foto: Maziar Moradi

Die Geschichte hinter diesem Bild ist so gruselig wie das Foto selbst auf dem zweiten Blick. Mit dem ersten Blick sieht man eine junge Frau, das Haar zu einer hübschen Frisur gebunden, in einer Schar von großen und kleinen Puppen, von denen die beiden Puppen unten rechts im Bild den Blick der Betrachterin einfangen. Die junge Frau hingegen scheint etwas traurig in sich versunken und das stimmt nachdenklich. Ihr Name ist Jenny, geboren in Hamburg. Als sie fünf Jahre alt ist, schickt ihre Mutter sie zur Großmutter nach Ghana. Als sie mit 10 Jahren nach Hamburg zurückkehrt, hat sie die deutsche Sprache verlernt. Ihre Mutter hat wieder keine Zeit für sie und so kommt Jenny in eine Pflegefamilie, die nicht unbedingt eine Schwester für das eigene Kind sucht. Vielmehr hat sich die Tochter der Pflegeeltern nämlich gewünscht, dass ­ihre schwarze Puppe lebendig würde. Also warum nicht einfach ein schwarzes Pflegekind aufnehmen? Jenny verlässt schließlich mit 19 Jahren ihre Pflegefamilie. Ihr Porträt inmitten der Puppen ist Teil der Serie „Ich werde Deutsch“ des Foto­grafen Maziar Moradi, der in seinen Bildern Schlüssel­momente von Migrant*innen in Deutschland inszeniert. ­Aktuell ist das Porträt von Jenny neben anderen Bildern von Moradi und weiteren Fotograf*innen in dem kleinen, aber ­feinen Museum für Photographie Braunschweig in der Ausstellung „Herkunft, Familienleben“ zu sehen. Vereint sind dort Bilder, die von der Wüstenrot Stiftung mit dem Förderpreis für Dokumentarfotografie ausgezeichnet wurden. ­Neben Moradi zeigen auch die anderen Ausgestellten in ­ihren Bildern eine andere Realität in diesem Land, vor der wir gerne die Augen verschließen. Gut, dass uns ihre Bilder hingucken lassen. Petra Welzel

Museum für Photographie Braunschweig, Helm­stedter Str. 1, 38102 Braunschweig, Di–Fr 13–18 Uhr;

Sa/So 11–18 Uhr, bis 30. Juni 2024, photomuseum.de