Ausgabe 03/2024
Letztes Wort nicht gesprochen
So viel ist sicher: Für die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) wird es nach der Insolvenz einen Neuanfang geben. Offen ist allerdings derzeit, wie viele der noch bundesweit 92 Filialen über den August dieses Jahres hinaus weiter betrieben werden.
Am letzten Wochenende im April veröffentlichte der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus eine Liste mit 16 bis Ende August zu schließenden GKK-Standorten. Überall dort habe er keine Einigung mit den Immobilienbesitzern über dringend erforderliche Mietsenkungen erreicht, erklärte er. Um die Kündigungen für 1.400 Beschäftigte aus diesen Häusern sowie in der Zentrale fristgerecht zu verschicken, nannten Denkhaus und die derzeitige GKK-Leitung die Standorte. Die personelle Verkleinerung und Verlagerung der Zentrale von Essen nach Düsseldorf steht bereits fest. Aus Sicht von ver.di ist allerdings bei der Zahl der Warenhäuser noch längst nicht das letzte Wort gesprochen. Es müsse weiter um den Erhalt jedes Hauses gekämpft werden, sagte Silke Zimmer, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel, nach Bekanntwerden der Schließliste.
Nach dem Zusammenbruch des österreichischen Signa-Konzerns, bisheriger GKK-Eigentümer, waren nötige und zugesagte Zahlungen für die Warenhäuser ausgeblieben, was Anfang Januar wiederum eine Insolvenz zur Folge hatte – die dritte innerhalb von dreieinhalb Jahren. Anfang April war bekannt geworden, dass die US-Investmentgesellschaft NRDC von Richard Baker und die BB Kapital SA von Bernd Beetz GKK übernehmen wollen. Endgültig entschieden wird über den Eigentümerwechsel von der Gläubigerversammlung, die am 28. Mai in Essen zusammentritt. Bei dieser Versammlung wird auch die Zahl der weiterbestehenden Filialen verbindlich genannt.
Beschäftigte haben Miet-Monopoly satt
Silke Zimmer kritisierte Ende April die von Insolvenzverwalter Denkhaus angekündigten Schließungen vehement. "Jeder Standort, der geschlossen wird, führt zu einer weiteren Verödung unserer Innenstädte", sagte sie. Es sei eine unerträgliche Zumutung für die Beschäftigten, zum wiederholten Mal zum Spielball in einem Mietenpoker zu werden. Es müssten zwingend deutliche Mietsenkungen durchgesetzt werden, damit die noch existierenden Filialen eine Zukunft hätten. Auch Martin Gross, Landesbezirksleiter von ver.di Baden-Württemberg, machte deutlich, dass die Betonung auf die Miethöhen den GKK-Beschäftigten längst zum Hals heraushängen. Selbst wenn die Bekanntmachung von 16 Schließfilialen "nur ein Druckmittel für weitere Verhandlungen sein sollte: Die Kolleginnen und Kollegen haben es so satt und nicht verdient, dass mit ihrer beruflichen Existenz Monopoly gespielt wird".
Silke Zimmer erinnerte an den fortgesetzten Verzicht auf Entgeltbestandteile, den tausende Beschäftigte in den zurückliegenden Jahren geleistet hätten, um den Konzern zu retten. "Sie haben es verdient, endlich Sicherheit für ihren Arbeitsplatz zu erhalten." Es gehe jetzt um Investitionen in das Unternehmen durch die neuen Eigentümer, die gemeinsam mit den Beschäftigten ein tragfähiges Zukunftskonzept entwickeln sollten.