Leipzig: Kinobeschäftigte im Streik
Abenteuer auf der Leinwand – schuften im Hintergrund. Kinobeschäftigte kämpften für mehr Lohn – mit Erfolgver.di

Kinobesuche können verschiedene Gründe haben: Neue Verfilmungen laufen dort an, bevor sie auf anderen Kanälen zu sehen sind. Der Sound ist unvergleichlich und im Home-Kino nur schwer zu erzeugen. Fami­lien genießen den Kinobesuch, um etwas gemeinsam zu unternehmen. Kaum einer der Cineasten macht sich Gedanken, wer eigentlich dafür sorgt, dass es ein entspanntes Erlebnis wird. Tickets werden online geordert oder an der Kinokasse gekauft. Popcorn, Cola, Nachos und vieles andere mehr sind unverzichtbare Bestandteile der Aufführung. Alles muss ineinandergreifen, Wartezeiten sind Stimmungskiller.

Lucas Schäfer weiß, wie es läuft. Der 24-Jährige studiert am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und gehört seit fast drei Jahren zum Serviceteam des Leipziger ­CineStar-Kinos. Die Größe der Teams richtet sich nach der Anzahl der Leinwände – die Aufgabenverteilung erscheint simpel: Alle machen alles, vom Verkauf über die Kartenkontrolle bis hin zur Beräumung der Säle nach den Vorstellungen. Das Einlegen der Filmrollen ist Geschichte, Knopfdruck reicht, den Rest steuert der Computer.

„Die Arbeit im Team macht Spaß und ist abwechslungsreich. Da muss man sich aufeinander verlassen können und nicht selten eigene Planungen zurückstellen. Bei Spätvorstellungen kommt es schon vor, dass der Dienst erst um 2 Uhr beendet ist.“ Dass es mit mehr Personal einfacher zu stemmen wäre, ist kein Geheimnis. „Aktuell ist es sehr schwer, Personal zu gewinnen. Die Einstiegslöhne liegen nicht viel höher als der Mindestlohn, die Spanne zwischen den Gehaltsgruppen ist zu gering, um den Verdienst spürbar zu erhöhen.“ Damit sich das ändert, engagiert sich Lucas bei ver.di, ist Mitglied der Tarifkommission und hat erstmals erlebt, wie es sich anfühlt, die Arbeit niederzulegen. „Es ging nicht anders, wir mussten der ­Arbeitgeberseite zeigen, dass wir es mit unseren Forderungen ernst meinen. Unser Paket umfasst die Erhöhung der Einstiegslöhne für Servicekräfte auf 14 Euro und die der Ebenenleitungen auf 16,50 Euro. Hinzu kommen die Anhebung der jähr­lichen Sonderleistungen auf 880 Euro und eine verbesserte Lohnstruktur.“

Die Wirkung der Warnstreiks war nicht zu übersehen. Bei der Berlinale waren die Leipziger vor Ort, machten sich lautstark bemerkbar, während die Stars und Sternchen aus ihren Limousinen stiegen, um die Eröffnung des Filmfestivals zu erleben. Gleichzeitig verhinderten sie durch ihre Teilnahme an der Protestaktion, dass sich in Leipzig die Vorhänge öffneten. Das traf den Betreiber besonders hart, da nach den wochenlangen Streiks der Filmschaffenden in Hollywood ein „Filmstau“ entstand, der im Frühjahr – einer in der Regel von einer Filmflaute durchzogenen Jahreszeit – für hohe Besucherzahlen sorgen sollte.

„Die Verhandlungen bei der Kinokette UCI haben gezeigt, dass sich der Einsatz der Beschäftigten lohnt. Dort konnten die Forderungen annähernd durchgesetzt werden. Das motiviert uns – klein beigeben ist keine Option.“ Mit dieser kämpferischen Botschaft ist Lucas nicht allein.

In unserem Landesbezirk finden auch die Beschäftigten von CineStar die Unterstützung, die sie benötigen. Nach Redaktionsschluss, aber rechtzeitig vor der Drucklegung der Ausgabe, konnte der Abschluss erzielt werden. Es hat sich also gelohnt, nicht locker zu lassen. Jörg Förster

Ergebnis UCI

Einstiegslohn für Servicekräfte von 14 Euro ab 1. Juli 2025

Erhöhung der Löhne in vier Stufen um rund 9,5 %

Einführung einer neuen Stufe nach 25-jähriger Beschäftigung

Verbesserte Zulagenregelungen

Inflationsausgleichszahlung

Jahressonderleistung steigt auf 880 Euro im Jahr 2025

Ergebnis CineStar

Schrittweise Erhöhung der Löhne um insgesamt 9,6 %

Abstand zwischen den Kategorien der Ebenenleitungen erhöht

Einführung einer neuen Stufe nach 25-jähriger Beschäftigung

Gestaffelte Inflationsausgleichszahlung

Schrittweise Erhöhung der Jahressonderzahlung um insgesamt 13,2 %