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Ort des NSU-Prozesses: Oberlandesgericht München, Anklagebank im Schwurgerichtssaal 101Foto: Paula Markert
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Trabantenstadt Neulobeda, 22.000 Einwohner*innen, Wohnort der Familie Uwe BöhnhardtsFoto: Paula Markert
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„Kaktus“, Streetworker im ehemaligen Jugendzentrum „Winzerclub“. Dort lernte sich das NSU-Trio in den 1990ern kennen.Foto: Paula Markert
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Abdullah Özkan, Überlebender des Nagelbombenattentats in der Kölner KeupstraßeFoto: Paula Markert
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Archiv des Axel-Springer-Verlags in Berlin. „Döner-Morde“ titelte auch die BILDFoto: Paula Markert

Es sind drei Buchstaben, die für das größte behördliche und auch gesellschaftliche Versagen in Deutschland stehen: NSU. Kurz für Nationalsozialistischer Untergrund. Und es sind zehn Namen, die diesem Versagen seit über zehn Jahren immer wieder ein Gesicht geben: Enver Șimșek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Tașköprü, Habil Kiliç, Mehmet Turgut, Ismail Yașar, Theodorus Boulgarides, Mehmet Kubașik, Halit Yozgat, Michèle Kiesewetter. Zwischen den Jahren 2000 und 2007 wurden sie vom NSU, von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe kaltblütig ermordet. Insgesamt ein Jahrzehnt verging, bis man den Mördern auf die Spur gekommen ist. Zehn Jahre lang stand das Umfeld der Opfer unter Verdacht, von „Döner-Morden“ war die Rede, einer Mafia, die Imbissbesitzer unter Beschuss nimmt. Als Mundlos und Böhnhardt wegen eines Banküberfalls ins polizeiliche Visier geraten, jagen sie sich in einem Wohnmobil in die Luft, Zschäpe wird in einer Wohnung aufgespürt. Was die Polizei bei ihren Durch- und Untersuchungen sicherstellen, sind Beweise für die bis November 2011 ungeklärten zehn Morde. 2013 wird in München der Prozess gegen Zschäpe und Unterstützer des NSU eröffnet, fünf Jahre später wird Zschäpe zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Fotografin Paula Markert ist in ihrem Fotoband „Eine Reise durch Deutschland. Die Mordserie des NSU“, aus dem wir hier mehrere Bilder zeigen, auf den Spuren des NSU unterwegs gewesen. Markert hat Orte aufgesucht, die im Leben der Täter eine Rolle spielten, hat Menschen porträtiert, die dem Trio begegnet sind, Ermittler, die nach der Aufdeckung des NSU mit der Aufarbeitung aller Taten beschäftigt waren, und Menschen wie Abdullah Özkan, die Anschläge des NSU überlebten. Es sind stille, teilweise triste Bilder, eine nüchterne Bestandsaufnahme, Fotos, die keine Antworten geben, aber die Erinnerung an das unvorstellbare Versagen wachhalten.

Petra Welzel

Paula Markert, Eine Reise durch Deutschland. Die Mord-serie des NSU, Hartmann Books, 111 Seiten, 31 Fotos, ISBN 978-3-96070-037-1, 28 €