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In einer Rewe-Filiale in Düsseldorf wird am Supermarkt der Zukunft experimentiert. Einkaufswagen gibt es nicht, die Ware steckst Du einfach gleich in die ­eigene Tasche rein. Ohne Dein Zutun wird jeder Artikel automatisch erfasst. Wenn Du mit dem Einkauf fertig bist, wird auf Deinem Handy ein QR-Code eingescannt, die bezahlte Summe auf dem Display angezeigt, die automatische Ausgangsschranke öffnet sich und fertig. Von einer Vorhölle hat sich der Supermarkt in ein Paradies verwandelt, ohne langwieriges Schlangestehen, ohne ­hektisches Umräumen, ja ohne einmal merken zu müssen, dass Du Geld ausgibst. Wenn das nicht die maximale ­Freiheit ist... Zugleich kann die Einzel­handelskette Personal abbauen, Kosten senken und längere Öffnungszeiten anbieten. Eine Win-Win-Situation also? Freilich ist sie nur möglich, indem jede Deiner Bewegungen von 800 Kameras verfolgt und erfasst, Dein Kaufverhalten für alle Interessierte sichtbar gemacht und Deine digitale Abhängigkeit noch verstärkt wird. Je allgegenwärtiger die Technik, desto häufiger die Pannen, und vor der sich nicht öffnen wollenden Ausgangsschranke ist manch ein Ausraster zu erwarten. Also wird Personal weiterhin nötig sein, um die unpersönliche, KI-gesteuerte Einkaufsmaschine mit humaner Präsenz zu ölen. Doch: Auch das zuständige Personal wird KI-gesteuert. Aus Japan kommt ein System namens „Mr Smile“, das anhand von über 450 Faktoren wie Begrüßung, Gesichtsausdruck, Lautstärke und Tonfall das Ver­halten der Beschäftigten bewertet und prämiert. Laut Entwickler sei das Ziel, „das Lächeln der Mitarbeiter zu standardisieren und die Kunden maximal zu­friedenzustellen“. Unzufrieden sind allerdings japanische Gewerkschafter, die das System als Belästigung am Arbeitsplatz bewerten, sowie Kunden, die das standardisierte Lächeln ebenfalls als Belästigung empfinden. Manche haben das Gefühl, wie Laborratten in einem ausweglosen Labyrinth beobachtet und gelenkt zu werden. Andere hegen die Fantasie, zusammen mit den Mit­arbeitern den Supermarkt freudig zu plündern. Wie es aussieht, werden die Planer weiterhin an ihrem System basteln müssen. Guillaume Paoli