Der erste bayerische Frauentag, der vom 18. bis 21.10.1899 in München stattfand, war ein wichtiger Anstoß für die Gleichberechtigungsbewegung in Bayern. Die Durchsetzung einiger der Hauptziele – wie die Errichtung von Mädchengymnasien oder die Erlaubnis zu studieren – dauerten zwar bis ins 20. Jahrhundert hinein, wurden aber erreicht.

Die Presse berichtete damals umfänglich über den Frauentag. Vielfältige Themen wurden dabei aufgegriffen. Ein Beispiel dafür ist ein Vortrag von Prof. Dr. Max Haushofer über "Das Erwerbsleben der Frau". Er thematisierte die damaligen Vorurteile gegenüber erwerbstätigen Frauen, die sich mit geringen Löhnen begnügten und damit implizit anerkannten, dass ihre Arbeit weniger wert sei als die der Männer. Zudem wurde behauptet, Frauen hätten einen mangelnden Erfindungsgeist und verharrten in erlernten Arbeitsprozessen. Haushofer betonte, dass es Jahrzehnte oder sogar Generationen dauern würde, die gesellschaftlichen und beruflichen Verhältnisse zu ändern. Weitere Themen waren die prekäre Lage von Kellnerinnen und Dienstbotinnen und die Stellung der Frau im neuen Bürgerlichen Gesetzbuch.

Seit 75 Jahren ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Grundgesetz verankert. Dies wurde insbesondere durch den Einsatz der "vier Mütter des Grundgesetzes", Elisabeth Selbert, Frieda Nadig (beide SPD), Helene Weber (CDU) und Helene Wessel (Zentrum), verwirklicht. Vor 30 Jahren wurde dieser Artikel dann um den Satz "Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung der bestehenden Nachteile hin" erweitert. Vieles ist seitdem erzielt worden. Gleichzeitig stellen die ver.di-Frauen aber mehrere Dimensionen von Antifeminismus fest: Von einem konservativen und traditionellen Bild von Geschlechtern, das eng verknüpft ist mit der Vorstellung einer unterwürfigen Weiblichkeit, der Ablehnung körperlicher, sexueller und reproduktiver Selbstbestimmung über Queerfeindlichkeit bis zu Antifeminismus als Bestandteil von Rechtsextremismus.

Für die ver.di-Frauen in Bayern ist das mehr als Anlass genug, einerseits ein dreifaches Jubiläum zu feiern und gleichzeitig einen kritischen Blick auf die Gleichberechtigung zu werfen. Im Rahmen einer Veranstaltung nehmen sie die Teilnehmer*innen mit in die Entstehungszeit des Grundgesetzes und in 125 Jahre Frauenbewegung, blicken auf den Weg zurück, der seitdem gegangen wurde und auf die Herausforderungen, die noch vor uns liegen.

Am Festabend vor 125 Jahren wurden auch Gedichte moderner Dichterinnen aufgeführt. Bei der Jubiläumsveranstaltung wird die Slam-Poetin Meike Harms diesen Part übernehmen und ein extra für diese Veranstaltung gedichtetes literarisches Werk vortragen. Am Ende der Veranstaltung bleibt dann Zeit zum Austausch. Bettina Messinger

125. Frauentag – 75 Jahre Grundgesetz

Samstag, 19. Oktober, 10 Uhr 30 bis 13 Uhr, im Presseclub München am Marienplatz und Livestream. Einlass ab 10 Uhr

- Luise Klemens, Landesbezirksleiterin ver.di Bayern

- Prof. Dr. Ulrike Lembke, freie Rechtswissenschaftlerin, Expertin für rechtliche Geschlechterstudien und Richterin am Verfassungsgerichtshof

- Berlin Nadja Bennewitz, Historikerin Meike Harms, Slam-Poetin

Im Anschluss Sektempfang mit Butterbrezen

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Anmeldungen und weitere Infos unter frauen-bayern.verdi.de