Trotz aller finanziellen Entlastungen, die die künftigen Eigentümer und das aktuelle Management von Galeria – zuvor Galeria Karstadt Kaufhof – auch im dritten Insolvenzverfahren innerhalb von dreieinhalb Jahren Vermietern, Lieferanten, Verwaltungen und vor allem der Belegschaft zu verdanken haben, sollen die Beschäftigten weiter verzichten.

Das zeigt ein Vorschlag zur künftigen Bezahlung im Warenhausunternehmen, den die Geschäftsleitung am 17. Juli Vertreter*innen der ver.di-Bundestarifkommission vorstellte. Nach kurzem Gespräch nannten die Gewerkschafter*innen die Galeria-Vorstellungen skandalös und verantwortungslos, denn sie bedeuten einen weiteren Griff in die Taschen der Beschäftigten. Das Management will den Beschäftigten einen Tarifvertrag "Warenhaus" zumuten, der sie dauerhaft von den Flächentarifverträgen im Einzelhandel abkoppelt und Niedriglöhne zementiert. ver.di ist durchaus verhandlungsbereit, wendet sich aber gegen ein Tarifdiktat.

"Statt ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln, verspielt die Galeria-Geschäftsführung die Chance, mit gut ausgebildeten und motivierten Fachkräften gemeinsam neue Ideen für die Warenhäuser zu entwickeln", erklärte Silke Zimmer, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel. Es gehe komplett am Alltag der Beschäftigten vorbei, ihnen einen Billigabschluss vorzusetzen, denn sie lebten längst in einer finanziell angespannten Situation.

Der sogenannte Warenhaustarifvertrag sei "ein reines Kostensenkungsprogramm zu Lasten der Beschäftigten", sagte Marcel Schäuble, ver.di-Verhandlungsführer bei Galeria. Die Kolleginnen und Kollegen in den Warenhäusern würden nicht nur von der Entgeltentwicklung im Einzelhandel abgekoppelt, sondern auch von den Manteltarifverträgen der Branche, in denen unter anderem die Wochenarbeitszeit, die Verteilung der Arbeitszeit und Zuschläge geregelt sind.

So würden sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern, wenn es nach der Galeria-Leitung ginge.

Schon bisher bekamen die Galeria-Beschäftigten im Durchschnitt 5.500 Euro weniger Lohn im Jahr als nach den jeweils gültigen Flächentarifverträgen. Die mit dem "Warenhaustarifvertrag" angebotenen minimalen Entgelterhöhungen würden den Abstand in den nächsten Jahren weiter vergrößern und schließlich bei einer Differenz von rund 9.000 Euro jährlich gegenüber der Fläche festgeschrieben.

"Das ist skandalös!", betont Marcel Schäuble. Auf dauerhaft prekäre Einkommensverhältnisse für die Beschäftigten und ihre Familien zu setzen, bedeute das Gegenteil eines Zukunftskonzeptes, das die Warenhäuser dringend benötigen.

Gudrun Giese