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Oliver Berg/dpa

Thema "Wenn die publik kommt"

… lese ich sie mit Freuden durch. Sie wird immer interessanter, und die Cartoons sind so sehr zum Lachen, und dafür möchte ich mich einmal herzlich bedanken! Marie-Louise Wünnenberg, per E-Mail

Ein spontanes Dankeschön für die sehr informative und zugleich unterhaltsame Ausgabe! Sehr gern gelesen habe ich die Reiseerlebnisse aus den albanischen Alpen und South Dakota; informativ und aufmunternd das Porträt des Amazon-Betriebsrats Hedi Tounsi. Die politischen Hintergründe für den Aufstieg der Rechten in Frankreich findet man selten so deutlich formuliert; und auch nicht die Skepsis gegenüber der neuen Labour-Regierung in Großbritannien. Nicht zu vergessen, die kluge Analyse zur Politik der Milliardärs-Freunde im Bundesfinanzministerium. Claudia Pinl, Köln

Als Uralt-Gewerkschaftsmitglied – erst ÖTV, dann HBV, dann ver.di, dann Rentner – wollte ich euch schon lange sagen, dass ihr mit ver.di publik eine außerordentlich gute, spannende Zeitung macht! Und das ist in Gewerkschaftskreisen (auch bei der SPD) richtig schwierig und schon oft gescheitert. Auf eure Ausgaben freuen meine Frau und ich uns richtig und sind neugierig. Die jetzige Ausgabe ist ein gutes Beispiel: die Reportage zu Pirna, das Interview mit Jenny Erpenbeck, die Berichte zu Frankreich und England, immer eure Bilderwelt, die vorgestellten Bücher, die Spiele, die Cartoons, das kritische Reisen. Mensch, ihr seid auf taz- und Zeit-Niveau! Haltet durch und lasst euch nicht die Etats wegnehmen.

Endlich eine Gewerkschaftszeitung, die man wirklich lesen will (und nebenbei liest man auch etwas über die wichtige Gewerkschaftsarbeit!). Dietrich Goldmann, per E-Mail

Titel "Es geht um Frauenleben", ver.di publik 5_2024

Sie schreiben selbst, dass es überwiegend existenzielle Gründe sind, die die Frauen zu einer Abtreibung veranlassen oder zwingen. Wir brauchen ein Umdenken darüber, was ein Menschenleben wert ist. Keine schwangere Frau sollte sich darüber Gedanken machen müssen, wie sie sich und ihr Kind ernähren und kleiden kann und wo sie wohnen kann. Alle, auch die Männer, müssen Verantwortung übernehmen. Es muss möglich sein, auch allein mit Kind eine Ausbildung oder ein Studium abzuschließen und dann eine ordentlich bezahlte Arbeit zu bekommen. Es sollte auch möglich sein, einige Jahre zu Hause zu bleiben und sich nur um die Kinder zu kümmern ohne Existenzsorgen. Und natürlich sollten auch Verhütungsmittel kostenfrei zur Verfügung stehen. Ich meine, dass ein Umdenken nötig und möglich ist und auch Deutschland ein kinderfreundliches Land werden kann. Renate Rothweiler, per E-Mail

Nur noch ich, ich, ich. Elvira Wagner, per E-Mail

12 Wochen entsprechen ziemlich genau den genannten 3 Monaten der DDR. Ich möchte noch anmerken, dass diese Freiheit in der DDR sicher nicht ernstgemeint sein kann, denn von Selbstbestimmung in einem extremen Unrechtsstaat zu schreiben, ist fern ab jeder Realität. Tatsächlich wurden in der DDR sogar Abtreibungen angeordnet, wenn es dem System dienlich war (Leistungssportler). Sönke Siebold, per E-Mail

Als Kompromiss kann ich den § 218, auch wenn er viel zu weich ist, noch akzeptieren.

Christoph Jenatschke, per E-Mail

Ich gehöre nicht zu den ver.di-Frauen, die eine Abschaffung des Paragrafen 218 fordern. Ich bin für Hilfe statt Abtreibung. Vermutlich ist Totschweigen billiger als der soziale Ausbau von Beratungs-und Hilfsangeboten für jährlich über 100.000 Frauen in Deutschland, die sich im Schwangerschaftskonflikt befinden.

Claudia Strauß, Müncherlbach

Reportage "Mit uns dürfen sie doch gar nicht reden", ver.di publik 5_2024

Ich habe von September 1998 bis April 2000 in Görlitz gelebt und gearbeitet. Häuser waren gut renoviert und die Mieten waren günstig. Aber was nützt das, wenn viele dort keine Arbeit finden? Die Region erlebte nach 1990 eine massive De-Industrialisierung. Viele Jüngere zogen weg, Ältere blieben. Die schlechte Stimmung spürte ich häufiger. 2002 habe ich dann an einem Forschungsprojekt an der Hochschule Zittau-Görlitz mitgearbeitet, das Biographien älterer ostdeutscher Frauen untersucht hat. Dazu gehörten auch viele Frauen, die nach 1990 mit Mitte 50 arbeitslos wurden. Sie waren meist chancenlos. Wer zum Beispiel als Textilfacharbeiterin mit Mitte 50 eine Arbeitsstelle suchte, fand sie nicht mehr. Umschulungen brachten meistens nichts.

Es entstanden "Maßnahmekarrieren" bis zum Rentenalter.

Die Stimmung beschrieb eine Frau, die nicht arbeitslos wurde: "Also, diese kapitalistischen Formen sind uns übergestülpt worden, und damit sind viele Normen und Werte, die wir uns eigentlich erwünscht und erträumt haben, auch nicht in Erfüllung gegangen. Viele Dinge nicht. Das geht los mit der riesigen Arbeitslosigkeit, mit dem Ausrangieren der ganzen Betriebe. Wenn ich mit dran denke, der Waggonbau hat über 3.000 Arbeitsplätze gehabt, fast 4.000! Und heute arbeiten gerade noch 900. Die Frauenbetriebe sind alle zu. Wir haben unten in der Altstadt die Tuchfabriken gehabt. A-Stadt (Anonymisierung – d. Red.) ist eine alte Tuchmacherstadt. Also demzufolge auch riesige Tuchfabriken, Webereien und Spinnereien und was so alles dazugehört. Alles zu, kaputt, weg! Verrotten als Ruinen. Also das ist zum Weinen, ehrlich zum Weinen."

Dr. Hermann Müller, Hildesheim

Den Beobachtungen des Autors kann ich mich anschließen. Im Jahr 2012 zog ich wegen der Liebe aus dem Raum Kassel in einen kleinen Ort, der nicht weit von Pirna entfernt liegt. Dort verbrachte ich fast zehn Jahre. Schon damals bemerkte ich in dieser Region eine gewisse politische Verbitterung und vereinzelt sogar Radikalisierung. Während dieser Zeit habe ich jedoch sehr viel über das Leben in der ehemaligen DDR und über die Probleme in der Nachwendezeit erfahren. Diese wirken zum Teil bis heute nach. Auch die dortige Arbeitskultur habe ich kennengelernt, als ich der "Wessi" im Betrieb war. Negativ aufgefallen ist mir allerdings die miese Führungskultur einiger Chefs und der geringe gewerkschaftliche Organisationsgrad. Bis auf sehr wenige Ausnahmen waren die Leute jedoch wirklich in Ordnung. Es hat allerdings eine Weile gedauert, bis das Misstrauen und die Vorurteile gegen mich abgebaut waren. Ich habe nicht den Besserwessi gespielt, sondern einfach zugehört und nachgefragt. Einige freundschaftliche Kontakte bestehen noch immer, obwohl ich längst in den Raum Kassel zurückgezogen bin. Nach fünf Jahren besuchte ich vor drei Wochen meinen ehemaligen Wohnort in Sachsen und wurde von alten Freunden im Ort auf eine Grillfeier eingeladen. Irgendwann brachten meine Gastgeber die Gespräche auf das Thema Politik. Es stellte sich heraus, dass die gesamte Runde am Tisch jetzt Blau oder Braun wählt. Dabei ging es auch immer wieder um dubiose Push-Nachrichten von TikTok, Facebook & Co., aus denen die Leute ihre Infos bezogen.

Als ich dann offen sagte, was ich von der AfD und NPD halte und das auch gut begründen konnte, da kippte plötzlich die Stimmung. Die Gespräche kamen ins Stocken und es herrschte ein betretenes Schweigen. Es wurde mir auch kein weiteres Bier mehr angeboten. Meine Versuche, die vergiftete Stimmung wieder aufzuhellen, schlugen fehl. Als ich wieder abreiste, da blieb ein tiefes Unbehagen in mir zurück. Ich frage mich, was in den letzten fünf Jahren mit den Leuten geschehen sein muss und was man gegen diese höchst bedenkliche Entwicklung tun kann. Drängende Fragen, auf die man schleunigst eine Antwort finden muss.

Achim Sadlo, per E-Mail

Thema "Rückwärts auf die Autobahn", ver.di publik 5_2024

Eine Autobahn GmbH sollte genauso in die Lage versetzt werden, Verstöße gegen das Straßenverkehrsgesetz auf den Straßen und Autobahnen im gesamten Bundesgebiet ahnden zu müssen, wie die Bahn. Mindestens 60 Euro für Fahrten ohne gültigen Fahrausweis berechnet der Bahnmitarbeiter dem Nutzer bei Bahn und ÖPNV. Dies kommt meines Wissens dem Betreiber zugute. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) ist sicher in der Lage, Städte, Gemeinden, Kommunen, Land und Bund die Ahndung der Verstöße im Straßenverkehr (angefangen bei erhöhten Parkgebühren) zu Gunsten der klammen Kassen des Verkehrssektors zu übernehmen und zur Entlastung beizutragen. Der Unterschied zwischen Bahn und Autoverkehr ist aufzulösen und zum Vorteil der ökologischen Mobilitätsgarantie umzubauen. So sind Investitionen, die die Automobilindustrie tätigen möchte, jedem Verkehrsteilnehmer verständlich und nachzuvollziehen.

Jörg Borger-Besser, Bergisch Gladbach

Thema "Finger weg von den Beiträgen", ver.di publik 5_2024

Die Meinung von Judith Kerschbaumer finde ich ehrenwert. Ich fordere jedoch, dass ich als gesetzlich Rentenversicherter ein Rentenniveau von 65 Prozent des letzten Monatsentgelts bekomme. Dafür sollte eine Dienstzeit von 40 Jahren ausreichend sein. Gleichwohl halte ich den regulären Eintritt in die Rente mit 67 Jahre für alle ohne Ausnahmen (Altersteilzeit oder Frührente ohne Abschlag) nur gerecht und solidarisch. Finanziert werden sollte der Fehlbetrag in der Rentenkasse einfach aus dem Staatshaushalt. Aus diesem werden letztendlich alle anderen sozialen Gesellschaftsverpflichtungen bezahlt wie z.B. die Beamtenpensionen und das Bürgergeld. Es wird Geld einfach genommen, weil man es benötigt. Ich hoffe, man versteht meine Meinung nicht als Neiddebatte, sondern als ein Hilferuf nach Gerechtigkeit.

Christian Spitzer, per E-Mail