Marian_Kirwel.jpg
Marian KirwelFoto: Ch. Jungeblodt

Was können Mitglieder tun, um in ihrem Betrieb aktiv zu werden? Wie gewinnt man weitere Mitglieder, um mehr durchzusetzen? Wir stellen verschiedene "Werkzeuge" vor, die in gewerkschaftlicher Arbeit und Auseinandersetzungen erfolgreich eingesetzt wurden. Dieses Mal erzählt Marian Kirwel, studentisch Beschäftigter an der Uni Köln, von seinen Erfahrungen mit der Telefonaktion.

Wie kam es zu eurer Aktion und was genau habt ihr gemacht?

Letztes Jahr war die Tarifrunde der Länder und wir haben bei der Initiative TV Stud für einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte gekämpft. Kurz vor den Streiks haben wir eine Telefonaktion durchgeführt, wo wir alle Kolleg*innen, deren Nummern wir hatten, angerufen haben, um für den Streik und die Aktionen zu mobilisieren.

Habt ihr viele Leute mobilisieren können?

Ja, auf jeden Fall. Es war superproduktiv. Und auch eine super Möglichkeit, mit Kolleg*innen, die zum ersten Mal streiken, zu sprechen – um letzte Fragen zu klären, wie das alles funktioniert und auch um Ängste zu nehmen.

Waren alle okay damit, dass ihr sie anruft? Anrufe können ja mit unerwünschter Werbung verbunden sein.

Das waren alles Leute, die wir schon mal im echten Leben getroffen haben, und die waren darauf vor- bereitet, dass wir mal anrufen. Zum Strukturaufbau waren wir vorher ein ganzes Semester rumgelaufen mit einem Ansprachebogen und haben Kontakte gesammelt und Bereitschaften für Aktionen abgefragt. Dabei haben wir immer gesagt: "Cool, dass du beim Streik dabeisein willst. Wenn es so weit ist, rufen wir dich an."

Und dann war es so weit

Ja, und dann sind wir einfach einstiegen mit: "Hey, ich bin Marian von TV Stud, wir hatten ja vor Kurzem gesprochen. Du hattest in unserem Gespräch gesagt, dass du dir einen Lohn von 15 Euro wünschst, deshalb rufe ich an." So haben wir also direkt nochmal Bezug genommen auf das vorherige Gespräch. Wir hatten uns vorher einen Gesprächsleitfaden geschrieben. Das hat mir das Telefonieren auch sehr viel einfacher gemacht. Ales lief strukturiert ab, ich wusste, das sind alle Infos, die ich den Leuten mitgeben will, und das ist, was ich von ihnen wissen will.

Wie viel Leute wart ihr bei der Aktion?

In der Spitze waren wir 14 Leute allein aus Köln, die parallel telefoniert haben. Es hat Spaß gemacht und es war motivierend, so beisammenzusitzen und gute Gespräche zu führen. Und weil wir so motiviert waren, haben wir dann auch noch ver.di-Mitglieder in NRW angerufen, von denen wir über ihre Mitgliedschaft die Nummer hatten. Mit denen hatten wir vorher noch nicht unbedingt Kontakt. Aber da ist klar, dass es vollkommen okay und erwünscht ist, sie anzurufen, denn so funktioniert gewerkschaftlicher Kontakt.

Wie ist eure Aktion angekommen?

Wir hatten durchweg positive Rückmeldungen. Ich hatte richtig gute und teilweise auch lange Gespräche.

Habt ihr auch neue Mitglieder gewonnen mit der Aktion?

Ja, einige schon direkt in den ersten 1:1-Gesprächen, aber auch tatsächlich noch mal am Telefon. Wir haben teilweise am Telefon zusammen den Mitgliedsantrag ausgefüllt.

Welchen Tipp hast du für andere, die aktiv werden wollen?

Mein größter Tipp ist: Einfach machen! Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass es Leuten im Moment gerade nicht passt, dann macht man eben was anderes aus. Meine Erfahrung ist, dass die Leute sich freuen, wenn ver.di anruft. Vor allem, wenn sie Mitglied sind. Sie freuen sich, wenn sie informiert werden, wenn etwas stattfindet.

ver.di bietet dieses und anderes "Gewerkschaftswerkzeug" in Schulungen an. Einen tieferen Einblick und Materialien findest du auf der Seite des Projektes Zukunft der Mitgliedergewinnung unter zdm-werkzeuge.verdi.de